Sehnsuchtsland am anderen Ende der Welt
Kein Land dieser Welt ist weiter von Mitteleuropa entfernt, kein Flug dauert länger und an keinem Ort unseres Planeten liegen spektakuläre Naturwunder so nah beieinander. Die erloschenen Vulkane des Tongariro Nationalparks auf der subtropischen Nordinsel. Die golden leuchtenden Badestrände an der Ostküste oder die wild zerklüftete Steilküste westlich der Metropole Aucklands. Spuckende Geysire und dampfende Quellen rund um Rotorua. Die stillen eisblauen Gletscherseen im Mackenzie Country auf der Südinsel, an deren Horizont die schneebedeckten Gipfel der Southern Alps leuchten. Die Fjordlandschaft ganz im Süden, gewaltig und mystisch zugleich. Bergkuppeln, die Wind und Wetter gerundet haben, bedeckt von ockerfarbenen Grasmatten, Heimat der gigantischen Schaffarmen. Die felsigen Strände von Kaikoura, wo man Robben, Wale und Albatrosse beobachtet, sich Hunderte von Delfinen tummeln, mit denen man weit draußen im Pazifik in ihrer natürliche Umgebung schwimmen kann.
Als Reisender ist man in Neuseeland immer in Bewegung, es gibt einfach so viel zu sehen. Man tuckert mit dem Boot durch die Marlborough Sounds, schwebt mit dem Wasserflugzeug von der Nord- zur Südinsel, tritt beherzt in die Pedale auf dem Rail Trail in Central Otago oder fliegt mit dem Helikopter über die Gletscher des Fiordland-Nationalparks. Mit dem Auto kommt man regelmäßig viel langsamer voran, als geplant. Es gilt die Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern, was streng kontrolliert wird, aber mehr noch, weil man spätestens nach fünf Minuten wieder anhält um zu fotografieren. Weil sich der höchste Berg, der Mount Cook, gerade ohne Wolkenband zeigt, sich die Uferwälder im eisblauen Wasser des Lake Tekapo geheimnisvoll spiegeln, weil der Horizont sich bis ins Unendliche weitet und das einfach alles unsagbar schön ist. Neuseeland ist Herr der Ringe-Land. Nichts hat die Sehnsucht nach dem südpazifischen Inselstaat so sehr beflügelt wie Peter Jacksons Film-Trilogie. Neben den zahlreichen Drehorten von Mittelerde, die man quasi im Vorbeifahren entdeckt, bekommen die Fans beim Besuch des Hobbit-Dorfes die volle Dosis. Die Lust am Feiern und die Vorliebe für Skurriles teilen Neuseeländer mit den Bewohnern des Auenlandes. Briefkästen in Fischform oder als Minigolfplatz säumen die Straßen, Läden mit einem Sammelsurium an allem, was man garantiert nicht braucht, aber die Herzen von Filmausstattern höher schlagen lässt, finden sich in den abgelegensten Orten. Wem das alles noch nicht reicht, der kann sich einen heftigen Kick verpassen lassen – in Queenstown, der selbsternannten „Adrenaline Capital of the World“.
Die Vielfalt von Aotearoa, des Landes der langen weißen Wolke, wie die Maori ihre Heimat nennen, ist überwältigend. Eindrucksvoll wie die grandiosen Naturschauspiele sind die Begegnungen mit Menschen, nachhaltig wirkt ein erster Kontakt mit der Kultur der Maori, die authentisch gelebt und von allen Neuseeländern respektiert wird.
Metropole trifft Regenwald
Auckländer sind zu beneiden. Zum einen lebt es sich in der vom Wasser umschlossenen „City of Sails“ recht entspannt. Die Neugestaltung der Hafenareale im Zuge des America’s Cup mit Restaurants, Bars und Shops hat viel zum lässigen Lifestyle beigetragen. Nicht umsonst wohnen 1,5 von 4,4 Millionen Kiwis, wie sich die Neuseeländer selbst nennen, auf den Landzungen zwischen Tasmanischer See und dem Pazifik. Zum anderen dauert es keine Autostunde bis zu den wilden vulkanischen Surferstränden der Westküste und ihren wunderbaren Wanderwegen durch den subtropischen Regenwald der Waitakere Ranges. Hat man den Anstieg auf schmalen Wegen erstmal hinter sich gebracht, eröffnen sich hinter jeder Wegbiegung aufs neue grandiose Ausblicke auf Felsen, die wuchtig ins Meer abfallen und die schwarzen Sandstrände, an die die Tasmanische See heftig anbrandet, oft zu gefährlich zum Schwimmen, aber perfekt für Surfer. Der undurchdringliche Regenwald mit Dutzenden unterschiedlicher Farnarten, mächtigen uralten Baumriesen, Wasserfällen und ungezähmten Bächen entfaltet eine eigene Exotik. Aufgrund der isolierten Lage der beiden Inseln sind 85 Prozent der Pflanzen Neuseelands endemisch. Aber selbst die Wildnis zeigt sich irgendwie freundlicher als anderswo. Es gibt keine gefährlichen Tiere, keine giftigen Schlangen, allenfalls ein paar lästige Insekten. Wenn Wanderer sich im Dickicht verlaufen, was immer wieder passiert, sollen sie Silberfarn - das nationale Symbol - mit der silbrig schimmernden Blattunterseite nach oben auslegen, damit sie von Hubschraubern ausgemacht werden können.
Willkommen in der Welt der Hobbits
Als Ende der neunziger Jahre Scouts auf der Alexander-Farm auftauchten, konnten die Besitzer nicht ahnen, dass damit ihr Glück gemacht war. Peter Jackson hatte in der Hügellandschaft von Matamata auf der Nordinsel sein Auenland gefunden. Entscheidend für ihn war, dass er, soweit das Auge reicht, keine Spuren menschlicher Zivilisation ausmachen konnte, keine Straßen, keine Häuser, keine elektrischen Leitungen, keine Strommasten. Nur sattgrünes welliges Hügelland mit runden, Gras bewachsenen Kuppeln, auf denen Schafe und Ziegen weideten. Nach Abschluss der Dreharbeiten der Hobbit-Trilogie, deren letzter Teil vor Weihnachten 2014 ins Kino kommt, wurde das Auenland zu Hobbiton, das ganze Heerscharen von Tolkien-Fans anzieht und trotz des Andrangs einfach nur bezaubernd ist. Verschlungene Wege führen zu den in die Hügel gebauten Behausungen von Bilbo, Frodo und Samweis Gamdschie, der den Ringträger Frodo auf seinem gefahrvollen Weg zum Schicksalsberg nach Mordor begleitet. Man kann nur staunen, mit welcher Liebe zum Detail die Häuser und ihre Gärten gestaltet sind. Aus den Kaminschloten raucht es, beim Töpfer warten frisch gedrehte Tonschalen auf ihre Nutzer, vor manchen Häusern flattert Wäsche im Wind. Sieben Gärtner sorgen dafür, dass die Obstbäume auf Hobbit-Größe zurückgestutzt werden, in den Gärten Margeriten, Glockenblumen und Ringelblumen aufs prächtigste blühen. Die kreisrunden Eingänge sind bei Bilbos Heim Baggins in zwei Größen gestaltet. Groß, dass die Hobbits aufrecht durch die Tür treten können, klein, dass der Zauberer Gandalf sich bücken muss. Peter Jackson hat sich eine originalgetreue Replik von Baggins auf sein Grundstück bauen lassen – als Gästehaus. Zwei Brücken über einen kleinen See führen zum Green Dragon, dem Wirtshaus, um das sich das Leben der trinkfesten und feierfreudigen Hobbits dreht. Als das Wirtshaus zum Grünen Drachen im letzten Jahr eingeweiht wurde, hielt der neuseeländische Prime Minister die Eröffnungsrede. Zeichen dafür, welchen immensen Aufschwung der Tourismus den Filmen verdankt.
Von den Dreharbeiten der Hobbit-Trilogie berichtet Schauspieler William Kircher, den wir in Wellington im Chocolate Fish Cake, einem urigen Lokal direkt am Meer treffen, das während der Dreharbeiten quasi das Wohnzimmer der Filmcrew war. Nicht zuletzt, weil hier hervorragende Whitebait Fritters serviert werden, winzige durchscheinende Fische, die in ein Omelette eingebacken sind. Zweieinhalb Stunden dauerte es täglich, bis aus William Bifur wurde, einer der zwölf Zwerge, die ihren König Thor auf seiner Reise nach Erebor begleiten. Trotz aller Spezialeffekte - viel wurde real gedreht. Wie die Schlüsselszene, als die Zwerge in Holzfässern auf einer Höllenfahrt durchs wilde Wasser des Pelorus den Orks zu entkommen versuchen, schließlich mit Fischen bedeckt werden, um sie an den Wachen vorbei zu schmuggeln. „Die Fische waren verdammt schwer und es war ein Wahnsinnsgestank“, erinnert sich William lachend. In den nahen Weta-Studios, wo man alles über das „Making-of“ der Filme erfahren kann, holt William einen ganzen Stapel Hobbit-Figuren als Deko für ein großes Fest ab. Dort wird er mit seiner California Dreamers-Band auftreten, seine zweite große Leidenschaft. In schrillen Verkleidungen geben er und vier Freunde Lieder aus der Flower-Power-Ära der späten Sixties zum Besten.
Kia Ora Tom
Die Fahrt, eine gute Stunde vom Lake Taupo in Richtung Napier, dann auf einer Schotterstraße über das Gebiet einer der größten Schaffarmen Neuseelands, schließlich auf vom Regen ausgewaschenen Wegen, für die man die Offroader wirklich braucht, die hier alle fahren, stimmt ein auf den Tag mit Maori-Chef Tom Loughlin und sein „ Kai Waho – Maori Cuisine, Cultural & Wilderness Experience“. Weite und Einsamkeit, unberührtes Land so weit das Auge reicht, Grassteppen mit Büscheln von silbrig glänzenden Graswedeln, ein Flüsschen, das mäandernd und gurgelnd die Wiesen durchfließt. 20 000 Hektar Land gehören dem Stamm der Tuwharetoa. Tom ist ein Wanaka, ein „Mann des Landes“, der den Besitz, der Kollektiveigentum ist, mitverwaltet, hegt und pflegt. Zur Begrüßung am Waharoa, dem Eingang zum Tamau Pa, spricht Tom ein Karakia, ein kraftvolles Maorigebet, in dem er eine Verbindung zu seinen Vorfahren herstellt, bevor wir zu der auf einem Hochplateau gelegenen Hütte hinaufsteigen. Von der Terrasse schauen die kunstvoll aus Holz geschnitzten Gottheiten Tane, der Gott des Waldes, Tawhiri, der des Windes, Tangaroa, des Meeres und Tamu, der Gott des Feuers, weit über das Land. Tom lädt Gäste zu einem Hangi ein, dem traditionellen Mahl der Maori - aber viel mehr noch zu einem Eintauchen in die Kultur seines Volkes.
Im Erdofen warten Vulkansteine, die über Stunden zum Glühen gebracht wurden. Das beigefügte Manukaholz sorgt für den besonderen Geschmack. Hühnerfleisch, mit Kräutern gebeiztes Lamm, Kürbis, Kartoffel und Karotten kommen in geflochtene Körbe aus Flachs, der hier überall wächst, und werden in Drahtbehälter geschichtet. Das Ganze wird mit nassen Tüchern abgedeckt, schließlich mit schweren Matten bedeckt und mit Erde abgedichtet. Kein Dampf kann entweichen, kein Aroma sich verflüchtigen. Die deftige Mahlzeit kann jetzt für Stunden sich selbst überlassen werden. Zeit, auf die Pirsch zu gehen. Indigen sind die Wälder, die der Stamm besitzt. Kein Baum wird gefällt, nichts weggeräumt, aber auch nichts angepflanzt. „Wir wollen keine Fußspuren hinterlassen“, sagt Tom, dem man ansieht, dass er einmal Rugby-Profi war und der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die überkommenen Werte der Maoris zu leben und weiterzugeben. In allen Handlungen drückt sich die tiefe Verbundenheit, das Verwobensein der Maori mit der Natur aus. „Wenn ein Maori sich einem Fremden vorstellt“, berichtet Tom, „sagt er : ‚Das ist mein Berg, das ist mein Fluss, das ist mein Baum’, bevor er seinen Namen nennt oder gar seinen Beruf.“ Die Natur bildet sein Koordinatensystem, sie ist es, woraus die Identität erwächst.
Es ist ein wahrer Zauberwald, den wir durchstreifen. Wir steigen über Baumwurzeln, Stämme, die von Flechten überzogen sind, lauschen dem Wind, der sich in den kleinen Blättern der mächtigen Rotbuchen verfängt und sie klingen lässt wie das weit entfernte Rauschen des Ozeans. Tom berichtet vom neuen Selbstbewusstsein der Maori, die rund 15 Prozent der neuseeländischen Bevölkerung ausmachen. Te Reo, die Maori-Sprache, ist zweite Amtssprache, wird in den Schulen unterrichtet. Viele Maori drücken sich über ihre Kunstwerke aus, die sie traditionell aus Holz, inzwischen aber auch aus modernen Materialien wie Stahl oder auch Lehm schaffen. Die reichgeschmückten Säulen und Stelen erzählen die alten Geschichten, vom ewigen Kreislauf, vom Wachsen und Vergehen. Die Inspiration erwächst aus der Spiritualität, aus dem Schöpfungsmythos der Maori.
Inzwischen ist der Hangi fertig. Die Erde wird weggeschaufelt, die schweren Matten beiseite geräumt. Der Dampf kann entweichen, es duftet Appetit anregend und schmeckt einfach wunderbar. Das Fleisch zart und mürbe zugleich, das Gemüse bissfest gegart. Dazu ein neuseeländischer Pinot Noir und der weite Blick über das grenzenlose stille Land. „He aha te mea nui o tea o?“ Was ist das Wichtigste auf der Welt? lautet die Kernfrage der Maori. „He Tangata! He Tangata! He Tangata! – Es sind die Menschen, die Menschen, die Menschen!“ gibt uns Tom mit auf den Weg, bevor er sich mit einem Hongi verabschiedet, dem traditionellen Gruß, bei dem Stirn und Nase aufeinandergepresst werden, damit die Lebensenergie fließen kann.
Mit dem Boot durch die Marlborough Sounds
Eine Wasserfläche glatt wie ein schwarzer glänzender Spiegel. Still ist es in der „Bay of Many Coves“, als uns Pete und seine Frau Takutai zu einer ganz besonderen Bootsfahrt durch die Marlborough Sounds abholen. Diese Wasser-Wunderwelt im äußersten Norden der Südinsel, in der 20 Prozent der Küstenlinie Neuseelands verlaufen. Mit ihren einsamen Buchten, schmalen Landzungen, die sich weit ins Meer strecken, den aufragenden Felsen, den mit Busch bewachsenen grünen Hügeln, die sich bis ans Meer drängen. Entstanden sind die Marlborough Sounds als der Meeresspiegel sich anhob und die tiefen Täler geflutet wurden. Von „Myths and Legends“ erzählt Pete, der das Storytelling aus früheren Zeiten wiederbeleben will. Sein Schiff, ein kleiner Fischkutter, 1930 gebaut aus den Planken eines Kauribaumes, zudem eines der ältesten kommerziell betriebenen Schiffe Neuseelands, passt prima dazu. Ein Fischer hat es ihm geschenkt, mit der Auflage:
„Love it and keep it“. Die ganze Familie half mit, den Kutter zu restaurieren. Heute ist die Tutanekai ein Boot voller Charme und Charakter, benannt nach der größten Liebesgeschichte der Maori-Kultur, nach Tutanekai, einem Häuptlingssohn und seiner Angebeteten Hinemona, die sich ausgehöhlte Kürbisse um den Bauch band, um die weite Strecke zu ihrem Liebsten durch einen See zu schwimmen, weil ihr Stamm, der die Verbindung verhindern wollte, sämtliche Boote versteckt hatte.
Eingepackt in warme Decken liegen wir auf dem Vorderdeck, hören den alten Geschichten zu und lassen die berückend schöne Landschaft vorüberziehen. Schippern an den einsamen Buchten entlang, vorbei an Traumferienhäusern, die auf Stelzen in die steilen Hänge gebaut sind, die Fronten ganz verglast. Beobachten die weißen Möwen, die unser Boot begleiten. Legen an in der Bucht, in der James Cook 1770 mit der Endeavour ankerte, nachdem er die später nach ihm benannte Cookstraße, die Meeresenge zwischen Nord- und Südinsel, entdeckt hatte. Ein Quader erinnert an den großen Entdecker, für den die Bucht einer der schönsten Plätze der Welt war. Fünfmal kam Cook, der mehr Seemeilen als je ein Mensch vor ihm gereist war. Er lies seine Männer ausruhen, das Schiff reparieren, füllte die Vorräte auf.
Petes Familie lebt seit sechs Generationen in den Sounds, die väterliche Linie stammt aus England, die mütterliche aus Irland. Pete ist Umweltaktivist, engagiert sich für den Erhalt der wertvollen und gefährdeten Fauna und Flora. Nirgendwo auf der Welt gäbe es auf so kleinem Raum 600 verschiedene Spezies von Vögeln, berichtet er. Für die ersten Siedler war die Buschvegetation ein Hindernis, heute kämpft die DOC, die umtriebige neuseeländische Umweltbehörde, gegen die eingeschleppten Pinien, die sich rasend schnell vermehren und die indigene Flora bedrohen. Auf der Motuara-Insel ist die Renaturierung vollständig gelungen. Unseren Weg durch den Regenwald zur Aussichtsplattform flankieren heute wieder Baumfarne und Rata Bäume. Vom Holzdeck aus eröffnet sich ein unwirklich schöner 360-Grad-Blick über den tiefblauen Queen Charlotte Sound auf den Mount Oterawhanga mit dem Jackson Head bis zur Anakataka Bay.
Fun-City Queenstown
Adrenalinjunkies und alle, die auf der Suche nach dem nächsten Kick sind, finden in der selbsternannten „Adrenaline Capital of the World“ ihren persönlichen Himmel. In Queenstown im Südwesten der Südinsel wurde das kommerzielle Bungy-Jumping institutionalisiert von AJ Hackett, den sein Riecher für Trendsportarten in die Liga der zehn reichsten Neuseeländer katapultiert hat. Gesprungen wird an der Kawarau Bridge, eine denkmalgeschützte Hängebrücke. Kopfüber stürzen sich Japaner, Koreaner, Chinesen oder während eines Sonntagausflugs auch komplette neuseeländische Familien in die Tiefe, ganz Mutige tauchen in das grün schimmernde Wasser des Kawarau ein. Die Abläufe sind durchgetaktet, die Sicherheitsstandards hoch. Das läuft wie eine gut geölte Adventure-Kick-Maschine. Fast genauso groß verspricht der Nervenkitzel beim Jet-Boating zu sein. Mit einer affenartigen Geschwindigkeit jagen die wendigen Boote durch den Canyon, möglich macht es ein Spezialantrieb, der die Boote quasi über dem Wasser hält, so dass Untiefen keine Rolle spielen. Die rasante 360 Grad–Drehung, ursprünglich als Bremsmanöver gedacht, verschafft den Extra-Thrill. Noch nicht genug? Neuester Coup ist das Zipride. An Seilen hängend sausen bis zu sechs Outdoor-Freaks mit 60 Stundenkilometern über den Fluss. Jedes Jahr kommen neue Fun- und Extremsportarten dazu. Was wenig wundert im Outdoor-begeisterten Neuseeland. Die Adrenalin-Süchtigen bringen eine ganz besondere Energie in die 10.000-Einwohner Stadt am Ufer des Lake Wakatipu. Kaum zu glauben, dass es im aufgekratzten Queenstown so ein nostalgisches Vergnügen gibt wie eine Fahrt mit dem gemächlichen Dampfschiff TSS Earnslaw. Es gibt hübsche Geschäfte und ansprechende Restaurants, darunter das chice Rata des neuseeländischen Starkochs Josh Emett.
Mit dem Helikopter zu Gipfeln, Gletschern und Fjorden
12.500 Quadratkilometer umfasst der Fiordland-Nationalpark im äußersten Südwesten der Südinsel, eine Landschaft von schwer zu überbietender Dramatik. Von Gletschern geformt mit vierzehn bis zu 500 Meter tiefen Fjorden. Der bekannteste davon, der Milford Sound, ist das Ziel der Helikopterflüge, die von Queenstown starten. Anfangs umhüllen Wolken die schroffen schneebedeckten Granit-Gipfel, die noch kein Mensch betreten hat. Dann bricht die Sonne durch, gibt den Blick frei auf tief eingeschnittene Täler und Bergbäche, deren Wasser so klar ist, dass man aus luftiger Höhe bis zum Grund schauen kann. Man fliegt über Wasserfälle, die von steil abfallenden Felsen tosend in die Tiefe rauschen, über eisblaue, hunderte Meter tiefe Gletscherspalten und Gletscherseen, die jahrtausende alte Sedimente in einem milchigen Türkis schimmern lassen. Lässt sich überwältigen von all dieser Erhabenheit und wird einfach ganz still. Schwarz glänzend liegt der Milford Sound, wo wir schließlich landen, begrenzt von senkrecht sich türmenden Felswänden und dem markanten Mitre Peak, einem der Wahrzeichen Neuseelands.
Zwischenstopp auf einer einsamen Lichtung am Mount Nicholas. Im „Old Nic“, einem behäbigen niedrigen Haus aus Bruchstein, das erste Siedler aus Schottland 1850 errichteten, erwartet uns ein loderndes Feuer, ein liebevoll gedeckter Tisch, ofenwarme Scones, eine Gemüsetarte, die über dem Feuer gebacken wird - und Regina. Die Bayerin aus Freising lebt der Liebe wegen seit vier Jahren auf einer nahen Farm, verköstigt Gäste mit Hausgemachtem, was einfach nur wunderbar schmeckt.
Neuseeländische Gastfreundschaft
Neuseeländer sind offen und auf eine selbstverständliche Weise gastfreundlich. Vielleicht konnte sich deshalb am schönsten Ende der Welt eine ganz besondere Art von Übernachtungsmöglichkeiten etablieren: kleine, privat geführte Luxus-B&Bs und exklusive Fünf-Sterne-Lodges, die keinen Wunsch offen lassen. Sie liegen in den schönsten Regionen und verfügen meist nur über eine Handvoll Zimmer. Persönlicher und individueller kann man die Gastfreundschaft der Kiwis nicht erleben. Einen sanften Einstieg nach dem nun wirklich langen Flug bietet die Hei Matau Lodge auf Waiheke. Eine halbe Stunde dauert die Fahrt mit der Fähre ab Auckland zu der kleinen Insel, die mit ihren Weingütern und Olivenhainen fast mediterran anmutet. Künstler haben sich hier niedergelassen, in den letzten Jahren haben die Reichen und Schönen dieser Welt ihre teuren Anwesen in die einsamen Buchten gebaut. Vor gut einem Jahr eröffneten Peter und Fiona Kirch ihre Lodge. Ein konsequent modernes Holzhaus mit einer Traumlage oberhalb der Cable Bay mit nur drei Gästezimmern und einem Infinitypool inklusive einem Jacuzzi. Peter war Investmentbanker bei der Deutschen Bank in London und hat jetzt Spaß daran, gemeinsam mit seiner Frau internationale Gäste zu beherbergen. In der raumtief verglasten Gäste-Lounge empfangen die beiden zum Pre-Dinner-Cocktail mit kleinen Leckereien. Zum Frühstück in der im Hampton-Style eingerichteten offenen Küche gibt es Fionas berühmtes hausgemachtes Crunchy-Müsli, Eierspeisen und Obstkompott. Den Kaffee serviert der Hausherr persönlich. Direkt von der Lodge weg führt ein schmaler Pfad entlang der Küste, genau das richtige, um dem Jetlag zu Leibe zu rücken.
Der Lake Taupo im Zentrum der Nordinsel verdankt seine Entstehung einem der größten und zerstörerischsten Vulkanausbrüche der Erdgeschichte. Seine Auswirkungen waren bis China zu spüren. Er ist der größte Süßwassersee Neuseelands und ein beliebtes Ferienziel. Die Halbinsel The Point wurde vor zehn Jahren erschlossen und mit Villenanwesen bebaut. Hoch über dem Steilufer liegen die beiden The Point Villas von Peg, einer liebenswerten und feinen Gastgeberin. Ihr Großvater war der Besitzer des gesamten Areals. Man hat das Gefühl, im Haus wohlhabender und großzügiger Freunde zu Gast zu sein. Ein mächtiger lodernder Gaskamin sorgt für behagliche Wärme, bequeme ausladende Sofas, aus denen man nicht mehr aufstehen möchte, laden zum Entspannen ein. Allenfalls um ein paar Bahnen im Privat-Pool über dem See zu schwimmen. Neben einem Drawing Room gibt es zwei Schlafzimmer mit Bädern und verglasten Duschen, die so platziert sind, dass man glaubt, während des Duschens über dem See zu schweben. Der Kühlschrank ist bestückt mit leckeren Pies, Salaten und Desserts. Einfach alles ist in verschwenderischer Fülle vorhanden.
Eine ‚Bach’ ist der Traum jedes Neuseeländers, ein Ferienhaus am Wasser, vielleicht nicht viel mehr als ein kleiner Holzschuppen, in dem die zu Hause ausrangierten Möbel ein zweites Leben bekommen. Die Einfachheit ist gewollt, passt gut zu den Kiwis, die gegen landläufige Statussymbole ziemlich immun zu sein scheinen. Die Architekten der Bay of Many Coves haben sich diese Einfachheit zum Vorbild genommen für den Bau der Lodge in den Marlborough Sounds, die gerade einmal elf Gästehäuser hat. Sie sind gänzlich aus Holz gebaut, haben im Innern einen schönen schlichten Stil und einen unwiderstehlichen Vorteil: Sie sind nur mit dem Boot oder dem Wasserflugzeug erreichbar. Pit und Nick sind umsichtige und zuvorkommende Gastgeber, die herzliche Begrüßung mit einem gut gekühlten Sauvignan Blanc, für den die Region berühmt ist, wird immer in Erinnerung bleiben. In der Küche sorgt Hannes Bareiter, ein junger engagierter deutscher Küchenchef, der mit Stefan Marquard zusammengearbeitet hat, für eine anspruchsvolle kreative Küche. Die Natur hat ihn nach Neuseeland geführt. „Meeresblick aus der Küche, hinter uns läuft das Wild durch den Wald“, beschreibt er seinen Arbeitsplatz. Dazu Produkte von bester Qualität, die quasi vor der Tür wachsen und die man nicht „durch Experimente, Pülverchen und Wirkstoffe verändern muss.“ Zu seinem Degustationsmenü mit Jacobsmuscheln aus Nelson und Wild aus den Marlborough Sounds werden großartige neuseeländische Weine serviert.
Eine schillernde Geschichte hat das Olivers, das älteste Haus in Clyde im Central Otago auf der Südinsel, aus dem David und Andrea Ritchie ein bezauberndes B&B nach britischem Vorbild gemacht haben. Erbaut hat das charakteristische Schiefergebäude 1868 Benjamin Naylor, ein cleverer Geschäftsmann, der jedem Goldrausch von Australien bis Kalifornien folgte und schließlich in Clyde landete, als Goldfunde das Örtchen von fünf auf 5000 Einwohner explodieren ließen. Naylor kam nicht, um selbst nach Gold zu schürfen, seine persönliche Goldgrube waren die Goldsucher, denen das Geld locker saß und die mit Waren versorgt sein wollten. Er eröffnete einen Store, kaufte Farmland, lies selbst produzieren und wurde damit reicher als die meisten Goldsucher. Vor vier Jahren kauften die Ritchies das Schiefergebäude, dessen Mauern einen hübschen Garten umschließen. Sie renovierten es grundlegend, ließen angenehme moderne Bäder einbauen und statteten die Räume im Haupthaus wie auch den früheren Ställen mit Antiquitäten und Sammlerstücken aus. Clyde ist die perfekte Basis, um in den Otago Central Rail Trail einzusteigen, ein 150 Kilometer langer Fahrradweg entlang einer stillgelegten Bahntrasse durch das Herzland Otagos mit seinen von ockergelben Grasmatten bedeckten Tussockhügeln und jungen Weingütern.
Das quirlige, immer aufgeregte Queenstown lässt man gefühlte 100 Meilen hinter sich, wenn man die nur wenige Minuten dauernde Strecke zur Matakauri Lodge fährt. Die Lodge, hoch über dem Ufer des Wakatipu Sees gelegen, gehört zu den luxuriösesten und exklusivsten Hideaways Neuseelands. Nur elf Suiten beherbergen die Hauptlodge und die Gäste-Chalets, die maximale Privatsphäre bieten. Nicht zu toppen ist das neugebaute Owner’s Cottage mit vier Doppelzimmern, einer weitläufigen Lounge und einem Jacuzzi auf dem Sonnendeck. Alles dreht sich um den atemberaubenden Blick über den See und die Gebirgskette der Remarkables am gegenüberliegenden Ufer, der überall, wo man sich in der Lodge bewegt, gegenwärtig ist. Virginia Fisher, eine der renommiertesten Interior-Designerinnen Neuseelands, kreierte einen eleganten und trotzdem entspannten Look, der an die feinen Privathäuser New Englands erinnert. Sämtliche Räume sind hell und lichtdurchflutet, offene Kamine schaffen eine warme einladende Atmosphäre. Etwas erhöht liegt der kleine feine Spa mit Sauna, Jacuzzi und einem Indoor-Pool. Küchenchef Jonathan Rogers kreiert allabendlich ein Gourmet-Menü, das leicht und einfallsreich ist und für die moderne neuseeländische Küche steht.
Urbanität wie in New York schwebte den zwei Kaliforniern vor, die The Spire Hotel in Queenstown eröffneten. Sie bauten ein modernes gradliniges Gebäude aus geschichtetem Schiefer in einer hübschen Seitenstraße nicht weit vom Ufer des Lake Wakatipu. Eames Lounge Chairs geben den zehn in Rot, Creme und Schwarz gehaltenen großzügigen Zimmern einen lässigen Vibe, moderne Gaskamine und dicke Wollteppiche sorgen für Behaglichkeit. Inzwischen haben zwei junge Neuseeländerinnen, die Schwestern Amelia und Lucy, das Spire übernommen, haben ein Thairestaurant und eine angesagte Bar eingerichtet.
Die Reise wurde organisiert von Tourism New Zealand (www.newzealand.co.nz) in Zusammenarbeit mit Ahipara (www.ahipara.com), einem neuseeländischen Luxus-Reiseveranstalter, der sich darauf spezialisiert hat, besondere emotionale Erlebnis-Touren zu kreieren. Jean-Michel Jefferson, der englische und französische Wurzeln hat, und seine Frau Karen sind bestens verlinkt, pflegen ein Netzwerk von Beziehungen mit interessanten Menschen, ermöglichen authentische Begegnungen, die sich in keinem herkömmlichen Reisekatalog finden.
Die Anreise mit Air New Zealand - einen Jet der offiziellen „Airline of Middle-earth“ schmückt der Drache Smaug - stimmt auf die Reise nach Mittelerde ein. Die reine Flugzeit mit der Boing 777-300 von London Heathrow nach Auckland via Los Angeles beträgt ca. 24 Stunden, die sich in der Premium Economy, einer neuen Premiumklasse, die diesen Namen wirklich verdient, bestens überstehen lässt. Mit bequemen Schalensitzen, die ein Höchstmaß an Privatsphäre bieten, einem ausgezeichneten Menü und sehr aufmerksamer Betreuung durch eine engagierte Crew.