Eine Perle die zu Tränen rührt
Sri Lanka heißt übersetzt „strahlend schönes Land“. Keine andere Insel wurde so oft mit dem Paradies verglichen, wie das ehemalige Ceylon. Und wohl nirgendwo sonst stoßen Gegensätze derart aufeinander wie in diesem Land, das an Indiens Südspitze hängt wie eine Perle – oder wie eine Träne. Auf der einen Seite die große Landschaftsvielfalt: Traumstrände, Dünen, üppig bewaldetes Bergland, Reisterrassen, Tee- und Gewürzgärten. Auf der anderen Seite die Zeugnisse einer jahrtausendealten Hochkultur, deren religiöser Ursprung bis heute den Alltag der Menschen bestimmt. Vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt diese Perle im Indischen Ozean zu besuchen, denn noch rührt ihre Schönheit zu Tränen...
COLOMBO – Paradise Road
Eine Reise auf Sri Lanka beginnt in der Regel an der Westküste, wo sich wenige Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo der einzige internationale Flughafen der Insel befindet. Es ist viel los in der Metropole, Tuk Tuks kreuzen zwischen Fahrrädern, Fußgängern und bunt bemalten LKWs, Vorfahrt hat der Größere und der Verkehr regelt sich wie von selbst, auch ohne das hochgelobte Ampelsystem. Kolonialfans kommen in Colombo auf ihre Kosten, denn es gibt tolle Restaurants, Hotels und Shops, die einen in diese Zeit zurückversetzen. Angekommen im Tintagel Hotel im Stadtteil Cinnamon Gardens, dessen Name von den Zimtplantagen herrührt, die hier noch vor hundert Jahren existierten, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Das Anwesen diente seit den fünfziger Jahren, zwanzig Jahre nach seiner Fertigstellung, der Familie Bandaranaikes als Hauptsitz bei der Ausübung ihrer politischen Ämter. So folgte Sirimavo Bandaranaike ihrem ermordeten Mann als erste Politikerin weltweit in das Amt eines Premierministers, ihre Tochter war von 1994 bis 2005 die erste weibliche Präsidentin Sri Lankas.
Seit 2005 ist das Haus unter Leitung der Familie Fernando ein Wohlfühl-Boutique-Hotel und keinesfalls sollte man die Fahrt im Original Paradise Road Tuk Tuk, das immer vor der Türe wartet, verpassen. Abends erlebt man das koloniale Colombo am besten an der Hotelbar des Galle Face Hotels mit Blick auf das brausende Meer und trinkt hier genüsslich ein Lion Lager bevor es zum Abendessen in eines „der“ Curry-Restaurants der Stadt geht. Bunte Stoffe, handgefertigte Stofftiere und schlichte Kleider findet man in der Textilwerkstatt Barefoot von Barbara Sansoni in der Galle Road, die dort seit 40 Jahren handgewebte Textilien wie Kissen, Servietten, Bettwäsche aber auch Kleider designt. Tolle srilankische Antiquitäten und auch liebevolle Sachen für den Haushalt findet man im Paradise Road Café oder im Gallery Café, die beide neben den Cafes auch Shops haben und zur Paradise Road Gruppe gehören. Am besten man fährt hier kurz vor dem Rückflug vorbei und deckt sich mit tollen Erinnerungen für seine Liebsten und sich selbst ein.
Paradise Road Tintagel Colombo: www.paradiseroadhotels.com
Galle Face Hotel | www.gallefacehotel.com Barefoot: www.barefootceylon.com
Paradise Road Café, The Gallery Café und Paradise Road Galleries & Shops: www.paradiseroadsl.com
SIGIRIYA – Der Felsen und die alten Städte
Die Reise führt einen von Colombo gen Nord-Osten in das Inselinnere. Hier ist das Land flach und „trocken“, wie die Sri-Lanker sagen, aber trotzdem sind die knallig grünen Reisfelder überall zu sehen, von Trockenheit scheint hier keine Spur zu sein. Die alten Städte und somit das kultu- relle Herz Sri Lankas sind schon seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit der Unesco und zusammen mit der Regierung werden diese, seit über 1.000 Jahren vom Dschungel fast verschlungenen Städte, durch diverse Projekte freigelegt und wiederhergestellt. Ein guter Ausgangspunkt und gleichzeitig der Höhepunkt – im wahrsten Sinne des Wortes – ist das mittig gelegene Sigiriya. Der 200 Meter hohe Monolith ist wahrscheinlich die beeindruckendste Naturformation der Insel und nicht nur der gehärtete Magmapfropfen eines einstigen Vulkans bringt einen ins Staunen. Überall im Fels sind von Menschenhand geschlagene Kletterhilfen in Form von kaum erkennbaren Stufen zu finden und das überdimensionale Wasserbecken auf dem Hochplateau ist nicht etwa ein Regenwasserbehälter. Vielmehr befördert ein geniales Kanalsystem im Inneren des Brockens das Wasser vom Grund aus nach oben. Die darum liegenden königlichen Lustgärten sind überwuchert von knallgrünem Moos und aus allen Ritzen des Steins träufelt Wasser hinab, was den Ort so einzigartig macht.
Nur zehn Minuten entfernt liegt mitten in den Reisfeldern, die das ganze Jahr über durch harte Handarbeit bewirtschaftet werden, das Vil Uyana, das wohl hübscheste Resort der Jetwing Gruppe. Man fühlt sich hier ein wenig wie in einer afrikanischen Lodge und die geräumigen, teilweise zweistöckigen Bungalows verbergen sich im Wasser hinter Schilf oder liegen inmitten der bewässerten Reisfelder. Quasi im Niemandsland ist es hier unglaublich ruhig und spirituell und bei guter Sicht genießt man morgens beim Frühstück den Blick auf den nahegelegenen Sigiriya-Felsen. Der Activity- Manager bietet neben den organisierten Ausflügen zu den alten Städten nach Anuradhapura oder Polonnaruwa auch geführte Mountainbike-Touren im nahen Umland an, wo man die Möglichkeit hat unmittelbar ins Leben der herzlichen Inselbewohner einzutauchen.
Jetwing Vil Uyana Sigiriya: www.jetwinghotels.com
HATTON & NUWARA ELIYA – It’s Tea Time
Von Kandy in Richtung Nuwara Eliya fährt man durch unzählige Teeplantagen, die sich wie sanfte Wellen in die bergige Landschaft einschmiegen. Als bunte Punkte im knallgrünen Meer nimmt man die Pflückerinnen in wunderschönen farbenfrohen Saris wahr, ihre Teekörbe auf dem Rücken. Nicht nur die richtige Auswahl der Teeblätter beim Pflücken ist eine Kunst, auch die Weiterverarbeitung gestaltet sich sehr aufwendig und kann in einer der Tee-Fabriken bei einem Rundgang mit anschließender Teeverkostung erfahren werden. Man atmet förmlich den Hauch der Geschichte des Teeanbaus in einem der Bungalows der Ceylon Tea Trails.
Die vier unterschiedlichen Bungalows liegen nur wenige Fahrminuten entfernt von Hatton in den Bergen und man erreicht sie über bezaubernde kleine serpentinenreiche Sträßchen, die zu den Teegütern führen. Der Summerville Bungalow verzückt mit traumhaften Blicken über den Castlereagh Stausee und die sich im See spiegelnden Teeplantagen. Auf der Veranda trägt – mit etwas Glück – der Wind die Gebete der buddhistischen Mönche vom entfernten Kloster durch die Nacht heran. Im Norwood Bungalow auf der anderen Seeseite wird man traditionell auf der Terrasse mit einer Tee-Zeremonie begrüßt, die stark an die britische Tea-Time erinnert. Der kleine Bungalow beherbergt nur fünf bezaubernde, im klassischen Kolonialstil gehaltene Suiten und nach einem sehr feinen Curry-Dinner sitzt man wie im eigenen Wohnzimmer zusammen mit den anderen Gästen am Kaminfeuer des Living Room. Im Schatten des überwältigend hohen Bambus entspannen die Gäste am Pool oder starten direkt hinter dem Bungalow in die ausgeschriebenen Trekking-Trails durch die Teeplantagen und mit etwas Glück verrät einem Andrew Taylor, der Manager der Tea Trails seine Lieblingspfade. Ganz praktisch: Unweit der Bungalows befindet sich der Startpunkt für den Aufstieg auf den heiligen Berg, den Adam’s Peak.
Ceylon Tea Trails: www.teatrails.com
SRI PADA – Folgen Sie Buddha, Shiva, Adam und dem Apostel Thomas
Der Aufstieg zum Sri Pada ist für jeden Sri Lanker einmal im Leben ein Muss – das sollte man sich als Besucher auch nicht entgehen lassen. Idealer Startpunkt für die 5.200 Stufen (!) ist in Muigama am Pilger-Parkplatz, denn dieser Weg führt vorbei an unzähligen kleinen Tempeln und Teestuben und ist während der Hauptpilgerzeit auch gut beleuchtet. Der mühsame Aufstieg kann bis zu vier Stunden dauern und wer sich nicht auch noch der Hitze bei Tage aussetzen möchte, startet mit Stirnlampe und einem Führer schon gegen 3 Uhr morgens bei Dunkelheit. Wer diese nicht ganz einfache Tour in Angriff nimmt sollte auch gut ausgerüstet sein, mit passendem Schuhwerk und vor Wind schützender Kleidung für den auf 2.243 m liegenden Gipfel. Der Aufstieg ist eine Pilgerung multiethnischer Kulturen im friedvollen Einklang, denn über den heiligen Berg sind sich alle einig: Oben im bewohnten Gipfelkloster hinter schützenden, verschlossenen Türen ist der 1,8 Meter lange Fußabdruck von Buddha, Shiva, Adam oder der des Apostels Thomas versteckt – je nach Religion. Davon ist auch der Name des Berges Sri Pada „Der heilige Fuß“ abgeleitet.
Alle Mühe lohnt sich hundertfach, wenn man die letzte Stufe erklommen hat und die ersten warmen, fast sakral anmutenden Sonnenstrahlen über einem Hügel am Horizont auftauchen. Jetzt wird es Tag und das himmlische Licht um Adam’s Peak macht einem klar, wo man sich eigentlich befindet: Mitten in einem Märchenland, denn das satt grüne, unendlich weite „alte“ Ceylon liegt einem zu Füßen. Traditionell beendet man seinen Besuch auf dem heiligen Berg. Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt!
Guided Tours zu buchen über Ceylon Tea Trails: www.teatrails.com
YALA NATIONALPARK – Leoparden küsst man nicht
Der bedeutendste Nationalpark auf Sri Lanka, der Yala Nationalpark, ist unterteilt in Naturschutzgebiet und Nationalpark, wobei nur einer der fünf Teile für Besucher geöffnet ist. Die wohl aufregendste Möglichkeit, den Nationalpark zu erleben, bietet Mahoora Safaris, die im Park mit ihren eigenen Camps übernachten, während andere Besucher den Park bei Einbruch der Dunkelheit verlassen müssen. Übernachtet wird direkt am Flussufer des Menik Ganga, der die beiden Teile des Parks trennt und dessen Sandbank ideale Camp Romantik bietet. Lagerfeuer lodert und knistert, Öllampen säumen den Weg zu den kuscheligen Zelten und die Geräusche in der Nacht stammen ausschließlich von wilden Tieren – ungewohnt aber faszinierend. Als Mahoora Gast ist man vor allen anderen im Park unterwegs und kann sich ungestört auf die besten Sightings im Morgengrauen freuen, wenn sich die Tiere noch in der Sicherheit der Nacht wiegen. Unzählige Elefanten, Wasserbüffel, Krokodile, Sambarhirsche und Wildschweine sieht man auf der Fahrt durch den Park in Richtung Meer, wo der Fluss mündet. Sri Lankas Nationalvogel, das Ceylonhuhn, ist zugegebenermaßen nicht besonders spektakulär, kreuzt jedoch einer der prächtig anmutenden Leoparden den Weg, bleibt auch dem coolsten Abenteurer das Herz stehen und dieses Treffen im Dschungel bleibt ewig in Erinnerung.
Mahoora Safari Camps: www.mahoora.lk
ANGALLE UND GALLE – Ewiger Sandstrand der Südküste
Folgt man der Küstenstraße von Tissamaharama westwärts, findet man unzählige weiße Sandstrände mit wilden Kokospalmen die sich waghalsig in Richtung Meer lehnen. Hier ist der ideale Platz für eine außergewöhnliche Oase: Versteckt und abgelegen inmitten eines Kokoshains nahe dem Dorf Tangalle führt eine, in ihrer Färbung ans australische Outback erinnernde, lange Einfahrt zum AMANWELLA. Hier wird man traditionell als besonderer Gast, mit vielen aufeinander gestapelten, herzförmigen Betelblättern empfangen. Dies ist nur ein Vorgeschmack auf den persönlichen, individuellen und außergewöhnlichen AMAN- Service, der jeden Aufenthalt hier so einzigartig macht. Bereits nach wenigen Minuten befindet man sich in einem Golf-Car auf dem Weg zur eigenen großzügigen Villa mit viel Privatsphäre. Alle 30 Suiten dieses abgeschiedenen Beach- Hideaways sind mit privatem Plunge Pool ausgestattet. Die Architektur ist geprägt von Sri Lankas bedeutendstem modernen Architekten Geoffrey Bawa und findet entsprechend Ausdruck in der Verwendung traditioneller Materialien, wie antiker sri-lankischer Dachziegel oder handbehauenem Stein.
Der in einer 800 Meter langen Bucht liegende, goldfarbene Sandstrand strahlt eine Beschaulichkeit und Ruhe aus, wie es sich wohl jeder bei der Lektüre von Robinson Crusoe vorstellen mag. Doch hier wird dem Gast je nach Wunsch sofort Liegestuhl oder Hängematte gerichtet, wofür Ro- binson Crusoe wohl überaus dankbar gewesen wäre. Auch einfache wohlschmeckende Lunches werden im Beach Club angeboten, was als Alter- native zum AMANWELLA Restaurant genutzt werden kann, wobei der Appetit auf fangfrischen Fisch durch die in unmittelbarer Nähe anlegen- den Fischer noch angeregt wird. Der Beach Club kann auch für ein exklusives „Dinner for two“ reserviert werden, große Strandfackeln und hunderte von Kerzen tun ihr Übriges für umwerfende Romantik am Meer.
Nur knapp einhundert Kilometer weiter westlich, entlang der wunderschön wilden, aber immer noch vom Tsunami-Unglück gezeichneten Küste, befindet sich die kleine Stadt Galle mit ihrer erhabenen Altstadt-Festung. Mit etwas Glück kann man auf dem Weg dorthin die Stelzenfischer beobachten, die ihre begehrten Angelplätze im seichten Meer von Generation zu Generation vererben und tagein tagaus jeweils früh morgens und abends ihr Glück versuchen. Will man den Geist der Kolonialzeit in Galle erleben, übernachtet man direkt in der von den Holländern 1663 errichteten Festung, am besten im AMANGALLA. Mit Betreten des Foyers begibt sich der Gast auf eine Zeitreise im ehemaligen New Oriental Hotel, das seit 2005 zur AMAN-Gruppe gehört. Man schreitet über original erhaltene Dielen, schmökert in der gut bestückten Bibliothek, die auch Kolonialherren hätte dienen können, wohnt – ja lebt – im gemütlich edlen Design der Kolonialmöbel. Weitere Annehmlichkeiten der Kolonialherren und -damen vergangener Tage sind der mit kostbaren Tropfen gefüllte Whiskyschrank oder der elegante Flügel für gepflegte abendliche Unterhaltung.
Bei der Komplettsanierung wurde die „Grand Dame“ um eine großzügige Poolanlage erweitert, garniert mit fünf landestypischen Ambalamas. Im alten Ceylon dienten Ambalamas dem gemeinen „per pedes“-Reisenden als Rast- und Schutzplatz, dem Gast der Neuzeit im AMANGALLA spenden die Pavillons Schatten und Privatsphäre. „The Baths“ wird der Spa-Bereich genannt, was einem unweigerlich das kleine liebliche Städtchen Bath im Südwesten Englands ins Gedächtnis ruft, das ein wunderschön erhaltenes römisches Bad sein eigen nennt. Obgleich es sich die römischen Besatzer Englands sicherlich gut gehen ließen, so würden sie wohl angesichts des AMANGALLA Baths vor Neid erblassen. Die Auswahl zwischen den vielfältigen Spa- Anwendungen könnte so manchen vor Probleme stellen, wird jedoch fachmännisch begleitet. Man kann sich auch gleich für ein mehrtägiges ganzheitliches Ayurveda-Programm entscheiden, das einem neue Energie gibt.
Das Fort – seit 1988 UNESCO-Weltkulturerbe – erkundet man zu Fuß und lässt sich einfach durch die Gassen treiben. Es gibt viele kleine Läden die einen Besuch wert sind oder man sieht einfach den Kindern beim Fußballspielen auf dem Bolzplatz zu. Steht man an der mächtigen Fortmauer, wird der Blick unweigerlich von den tosenden Wellen gefesselt, die unermüdlich gegen die Festung donnern. Neben vielen anderen Ausflügen und Aktivitäten bietet das AMANGALLA einen Curry-Kochkurs unter Leitung seines indischen Chefkochs Jonathan an. Der Spaß beginnt auf dem Markt mitten in Galle, wo Gemüse, Fisch, Fleisch und vor allem frische Gewürze gekauft werden. Gewürze sind das halbe Leben, zumindest die halbe Küche und Sri Lanka ist die Wiege der exotischsten und besten Produkte. An diesem Nachmittag kann man viel lernen, seine Nase schulen und sich mit sicherem Rat auch für zu Hause eindecken. Zurück in der kolonialen Küche wird gemeinsam mit Jonathan ein duftendes Curry nach dem anderen gezaubert und danach auf der mit bunten originalen Flie- sen gesäumten Veranda serviert. Die Würze des Lebens.