Am Morsumer Kliff

Am Morsumer Kliff

Am Morsumer Kliff

 

 mit dem zertifizierten Natur- und Landschaftsführer Rolf Paulsen

Vom LANDHAUS SEVERIN*S geht es über Holzbohlenwege durch die Heidelandschaft, wo Pflanzen- Kostbarkeiten wie Lungenenzian, Knabenkraut und Sonnentau wachsen, zum 21 Meter steil abfallenden Morsum- Kliff. „Zig Millionen Jahre Erdgeschichte sind hier geschrieben“, berichtet Rolf Paulsen, ein kerniger Nordfriese, der sich als Botschafter für Sylt und seine wertvolle Natur versteht. Der Himmel reißt auf, zeigt sich in einem unwirklichen Blau, Wind jagt die letzten Wolkenfetzen davon. Wir konzentrieren uns auf das, was direkt vor uns liegt: das bedeutendste Geotop Norddeutschlands, so Rolf Paulsen. Drei scharf voneinander getrennte Gesteinsschichten sind zu sehen, aufgeblättert wie in die Seiten eines Buches. Der 10 Millionen Jahre alte schwarze Glimmerton, auf den sich vor sechs Millionen Jahren der rote Limonitsandstein legte und schließlich die jüngste Schicht, der weiße Kaolinsandstein.Das besondere: Sie stehen schräg, Gletscher, die aus Skandinavien nach Süden drängten, haben sie während der vorletzten Eiszeit aufgefaltet. Wie verletzlich die Abbruchkante ist, lässt sich unschwer erkennen. Schon 1923 ist das knapp zwei Kilometer lange Kliff unter Naturschutz gestellt worden. Das Kliff ist bedroht, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie das Rote Kliff bei Kampen, an dem jeden Winter die Sturmfluten heftig nagen. Viel größer seien die Schäden, die der Mensch verursacht, berichtet der Naturführer. „Hinweisschilder werden missachtet, Trampelpfade ausgetreten.“ Wir sind am Rande des Watt angelangt, wo das Reet wächst, geerntet und gebündelt wird. Um all die Friesenhäuser einzudecken, die unter ihren Reetdächern wie unter warmen Mützen stecken, muss das meiste aus Osteuropa importiert werden. Das Reet, das auf Sylt wächst, ist allerdings heiß begehrt. Ein Dach von heimischem Reet hält mindestens vierzig Jahre. Das raue Klima lässt die Halme stark werden – wie auch die Menschen, sagt Paulsen und gibt gleich mal zum besten, wie sich zwei Nordfriesen grü.en: Sie gehen mit kraftvollen Schritten einander vorbei. Unmerkliches Nicken zur Seite, kein Blickkontakt, ein knarziges kurzes ‚Moin’. „Keinenfalls ‚Moin moin’. Das wäre ja schon geschwätzig.“

 

Rolf Paulsen, Tel. 04651-870853

birgit.paulsen-klein@t-online.de