Unterwegs im Kapitänsdorf Keitum

Unterwegs im Kapitänsdorf Keitum

Unterwegs im Kapitänsdorf Keitum

 

 mit Silke von Bremen

Keitum ist das schönste Dorf Sylts, räumen die Einheimischen unumwunden ein. Mit seinen aufs Feinste restaurierten Kapitänshäusern, die vom Wohlstand der früheren Walfänger und mindestens ebenso der heutigen Besitzer erzählen. Mit den liebevoll gepflegten blühenden Gärten, den gewundenen kleinen Straßen mit Kopfsteinpflaster. Silke von Bremen gilt als die Syltkennerin schlechthin, einen Ruf, den sich die Diplomgeographin mit viel Hingabe und zahllosen Stunden im Archiv erarbeitet hat, mehr noch mit ihrer unnachahmlichen Art des Story-Telling: kenntnisreich, lebendig, humorvoll, unterhaltsam, aber auch sehr ernsthaft. Ich treffe Silke von Bremen beim Sylter Heimatmuseum, das sie viele Jahre geleitet hat. Ein Friesenhaus, das genau wie die umliegenden Gebäude aus dem späten 18. Jahrhundert stammt, als die Männer mit dem Walfang zu Wohlstand gekommen waren. Den Museumsgarten betritt man durch ein Tor, geformt von zwei mächtigen Walkiefern. Die Kieferknochen erzählen eine abenteuerliche Geschichte, in der die G.steführerin eine Hauptrolle spielt. Silke von Bremen hat sie in harter Eigenarbeit aufbereitet, nachdem ein 25 Meter langer Wal in Wenningstedt gestrandet war. Der Gestank des verendeten Wals war atemberaubend, erinnert sie sich bis heute. Silke von Bremen scheut sich nicht auch unbequeme Themen anzusprechen. Die Wahlsylterin schaut hinter die schmucken Fassaden, erzählt von den tragischen Schicksalen, die sich dort abspielten. Und damit viel über das harte entbehrungsreiche Leben der Einwohner. Von Uwe, der in dem Haus lebte, das heute Heimatmuseum ist. Uwe verliert mit 13 Jahren seinen Vater, der als Walfänger nicht von See zurückkommt, drei seiner Brüder sterben in jungen Jahren. „Wenn ich durch die Straßen gehe, kann ich bei jedem Haus sagen, hier ist der Mann zur See geblieben, da sind drei Frauen im Kindbett gestorben, hier haben Inga und Uwe fünf Söhne verloren. Also diese Häuser sind mit verdammt viel Trauer und Tränen bezahlt. Und das hat man heute vergessen“, bedauert Silke von Bremen. Sie will über ihre bewegendenden Geschichten eine Wertschätzung für dieses Dorf vermitteln. In Zeiten, in denen vor allem die Millionen schweren Erlöse kommuniziert werden, die mit den reetgedeckten Schmuckkästchen erzielt werden. Sie möchte die Zweitwohnungsbesitzer mit ins Boot holen, gemeinsam daran zu arbeiten, dass Keitum sein dörfliches Leben bewahrt und nicht zu einem Freiluft-Museum wird, in dem die wenigen Bewohner nur noch als Staffage dienen. Wenn sie nach einem Sommerregen durch Keitum geht, bekommt sie „Schnappatmung vor Freude“. Es duftet nach Flieder und Heckenrosen, sie hört die Vögel. Diese ganz eigene Mischung von See- und Singvögeln. „Und wenn ich dann die Augen öffne, sehe ich nur Schönheit.“ 

 

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