Feine Zufluchten
Das kleine Schwesternhotel nahe dem Morsum Kliff ist das erste Gebäude, das man sieht, wenn man über den Hindenburgdamm fährt, das Watt sanft in Heidelandschaft übergeht. Das im letzten Jahr wiedereröffnete LANDHAUS SEVERIN*S liegt mitten im Naturschutzgebiet – kein anderes Haus weit und breit. Es ist die exponierte Lage, die das 13-Zimmer- Haus zu einem besonderen Kleinod macht. Wer im Landhaus nächtigt, fühlt sich ein bisschen wie aus der Welt – auf jeden Fall viele viele Meilen weit vom kursierenden Sylt-Hype. Der typische Klinkerbau kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken mit vielen Auf und Abs. In den 80er Jahren hatte Jörg Müller im damaligen Landhaus Nösse seinen ersten Stern für Sylt erkocht, danach kamen weniger erfolgreiche Jahre. Während eines Spaziergangs entschloss sich Unternehmer Kurt Zech, Besitzer des SEVERIN*S in Keitum, das Anwesen zu erwerben, den Ort wieder positiv zu beleben. Was als Renovierung gedacht war, wuchs sich zu einer veritablen Rundumerneuerung aus, bei der strenge Auflagen des Denkmalschutzes zu beachten waren. Deshalb hat jedes Zimmer einen anderen Grundriss; sie sind verwinkelt mit tiefen Fensternischen, Nummer 20 im Obergeschoß hat einen bezaubernden Alkoven, die Garden Landhauszimmer eigene Terrassen mit Strandkörben. Das Interieur zeigt sich modern und nordisch, spiegelt die Farbwelt Sylts wieder. Sandige, erdige Töne, die Polstermöbel im Blaugrau der Nordsee, geflochtene Lampen neben den Betten sorgen für weiches Licht. Äußerst gro.zügig bemessen sind die lichtdurchfluteten Bäder mit Regenduschen und Walk-in-Shower. Nach einem langen Spaziergang durchs Naturschutzgebiet entlang des Küstensaums, genießt man den kleinen, aber feinen Spa mit klassischer Sauna und Dampfbad gleich doppelt. Die Gastronomie darf eine Hauptrolle spielen. Befürchtungen der Morsumer, das Landhaus könne sich abschotten, konnte man schnell entkräften. Gepflegt wird eine „Open-House-Policy“, Ausflugsgäste sind im Restaurant und auf den weitläufigen Holzterrassen willkommen. In der Küche gelingt Frank Zink, der jahrelang Souschef bei Sternekoch Johannes King war, der Spagat zwischen einer eher deftigen Mittagsküche mit Keitumer Lammbratwurst oder Morsumer Kartoffelsuppe und einer anspruchsvolleren Abendkarte mit frischen, leichten und einfallsreichen Gerichten. Am Morgen und Abend haben die Gäste das Haus ganz für sich. Da ist nur Stille und Weite. Der Blick aus den Zimmern schweift über die Heidelandschaft, am Horizont zeichnet sich St. Severins, die berühmte Keitumer Dorfkirche ab.