103 historisch bedeutsame Gebäude auf 65 Hektar Land. Zwischen den Fachwerkhäusern und Höfen liegen Weiden, Gehege, Gärten und ein Marktplatz mit netten Läden und Kopfsteinpflaster, der die Besucher empfängt. Aber das Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach, das dieses Jahr sein 40. Jubiläum feiert, ist viel mehr als eine Ansammlung von erhaltenswerten pittoresken Bauten. Es ist ein Angebot, hessische Alltagsgeschichte unmittelbar zu erfahren. Es bedeutet ein Identifikationsangebot im 1945 neu gegründeten Bundesland Hessen über die früheren Landes- und Dialektgrenzen hinaus, beschreibt Direktor Jens Scheller das Konzept. Traditionelles Handwerk wird vorgeführt, historische Pflanzen kultiviert, alte Haustierrassen gehalten, insofern versteht man sich auch als Arche-Projekt.
Im Eisemroth-Haus ist ein Ambiente aus dem Jahr 1928 festgehalten. Da werkelt die Hauswirtschafterin Frau Michels vorm gusseisernen Ofen, bäckt das Rezept des Monats, bügelt und strickt. In Kohlemeilern wird zuzeiten Holzkohle gebrannt, ein in der Gegend weit verbreitetes Handwerk, das zur Abholzung ganzer Wälder führte und einen fürchterlichen Smog verursacht haben musste. Wie das schöne Fachwerk konserviert und gepflegt wird, das so charakteristisch für die Dörfer und kleinen Städtchen in Hessen ist, lässt sich lebensnah beobachten. Mit ein bisschen Glück kann man Fachleuten dabei zuschauen, wenn sie eine Fassade neu ausschachten. Viel Fingerspitzengefühl und genauso viel Erfahrung ist nötig, um aus dem Gemisch aus Sand, Lehm und Stroh eine stabile Wand zu errichten. Gearbeitet wird ausschließlich mit Materialien, die aus der betreffenden Region stammen.