Spitzgiebelige Häuser, kleine sich windende Gassen, Kopfsteinpflaster, ein belebter Marktplatz – Idstein, nur zwanzig Autominuten von der Landeshauptstadt Wiesbaden entfernt, ist ein wahres Schmuckkästchen. Mehr als 200 reich verzierte und aufs sorgfältigste restaurierte Fachwerkhäuser kann man anschauen. Der Ortskern der ehemaligen Residenzstadt wurde nie zerstört, die historische Bausubstanz komplett erhalten, so wird ein Gang durch Idstein zum Streifzug durch vier Jahrhunderte Fachwerkgeschichte. Das Killingerhaus, 1615 erbaut vom gräflichen Amtsschreiber Johann Conrad Killing, gilt mit seinem opulent verzierten Schweifgiebel und der typischen Farbgebung der Spätrenaissance als das prächtigste, das Schiefe Haus von 1725 als das kurioseste. Die Giebel des für Idsteiner Verhältnisse ungewöhnlich hohen Gebäudes streben aufgrund eines Konstruktionsfehlers auseinander. In diesem Puppenstuben-Städtchen sollte man sich einfach durch die Gassen treiben lassen, einen Blick in die kleinen idyllischen Innenhöfe und üppig blühenden Gärten werfen, die farbenprächtig gestalteten Türen und Schmuckgiebel bewundern, auf dem lebhaften König-Adolf-Platz einen Aperol genießen. Von überall zu sehen ist der Hexenturm, der seinen grauseligen Namen allerdings zu Unrecht trägt. Im ältesten Bauwerk Idsteins (1170) waren niemals der Hexerei angeklagte Frauen festgesetzt, gleichwohl es sogenannte Hexenprozesse gab. Heiterer geht es gegenüber zu: im Renaissancegarten des Residenzschlosses, der mit seinen in Blütenform geschnittenen Buchsien und seltenen Pflanzen als Gartenjuwel seiner Zeit galt. Ein weiteres kunstgeschichtliches Kleinod, die Unionskirche mit ihren berühmten Bildern von Rubensschülern, kann erst wieder nach abgeschlossener Renovierung besichtigt werden.