Es war ein folgenschwerer Entschluss, den der von der Antike begeisterte Kaiser Wilhelm II. 1897 auf einem Festbankett verkündete, das Römerkastell Saalburg wieder aufzubauen und in typischer schneidiger Diktion dabei gleich bekräftigte: „Das Geld schaffe ich“, was mit der Mobilisierung privater Sponsoren und einer Stiftung auch gelang. Der „Volksbildung“ sollte die Rekonstruktion des Römerkastells am obergermanisch-raetischen Limes entlang des Taunushöhenkamms dienen, die seither eine einzige Erfolgsgeschichte ist, zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und seit 1907 Millionen von Besuchern einen Einblick in das Leben an der römisch-germanischen Grenze verschafft hat. Eine Grenze, an der das wohlorganisierte urbane Leben der römischen Soldaten mit Fußbodenheizung und öffentlichen Thermen auf die Siedlungen der rauen Germanen traf. Eine Grenze, die nicht nur Trennendes, sondern in Friedenszeiten auch viel Verbindendes hatte, wie Direktor Dr. Carsten Amrhein erklärt. Es gab einen regen Austausch von Waren und vielfältige Begegnungen der unterschiedlichen Kulturen. War es doch ein wildes Völkergemisch, das in den römischen Kohorten seinen Dienst versah. Von Nordafrikanern aus den römischen Provinzen bis zu den Bogenschützen aus Damaskus. Globalisierung im Rhein-Main-Raum ist also kein Thema, das auf die Gegenwart beschränkt ist – auch das lässt sich auf der Saalburg lernen.
Anschaulich wird gezeigt, wie ein römischer Grenzsoldat ausgestattet war, der mit seiner 40 Kilogramm schweren Ausrüstung in der Lage sein musste 35 Kilometer in sechs Stunden zu laufen. Immerhin erwarb er mit der Absolvierung seines Wehrdienstes das römische Bürgerrecht und konnte sich mit dem ersparten Sold anschließend eine bürgerliche Existenz aufbauen. Bei einem Rundgang lassen sich die unterschiedlichen Funktionsgebäude des Kastells besichtigen, das Praetorium, Wohnhaus des Kommandanten, im Zentrum die Principia, das Fahnenheiligtum Aedes und die Mannschaftsbaracken Centuriae. Spannend zu betrachten sind die zahlreichen Gegenstände des Alltagslebens, die in neu gestalteten Räumen anschaulich präsentiert werden und sich in Form und Funktion oft nicht wesentlich von den heute genutzten unterscheiden.