Ausgerechnet im Saarland
Ausgerechnet im Saarland, im kleinsten Bundesland Deutschlands, also dort, wo man es vielleicht am wenigsten erwartet, hat ein stylisches, hypermodernes Wellness-Hotel eröffnet, das mit vielen Überraschungen aufwartet. Das Sankt Wendeler Land im Naturpark Saar-Hunsrück wirkt sanft. Bewachsene Hügel, Obstbäume, kleine Ortschaften. Das letzte Stück geht über eine schmale kurvige Straße, die durch ein Wäldchen auf eine Kuppe hochführt zum Hotel. Ein gradliniger Bau, der sich auf nicht weniger als 132 Meter Länge streckt.
Betritt man die luftige und lichtdurchflutete Empfangslounge, eröffnet sich ein weiter Blick auf den 1979 aufgestauten Bostalsee, den kleine Boote und Standup-Paddler beleben. Die mit hellen modernen Sitzmöbeln eingerichtete Lounge geht über in die Bar Nox mit ihrer Feuerlounge und das Restaurant Lumi. Überall holen bodentiefe Fenster die Natur ins Innere. Riesige weiße Segel überspannen die weitläufige Restaurant-Terrasse über dem See. Für den ungewöhnlichen Bau mit seiner auffallenden vertikalen Fassadengestaltung aus Holz ließen sich die Architekten vom hippen Berliner Büro GRAFT, die schon für Brad Pitt planten, vom keltischen Langhaus inspirieren. Wie präsent die keltische Geschichte in der Region ist, kann man überall entdecken. Eindrucksvoll ist der bestens erhaltene Keltenwall, den man unbedingt besteigen sollte. Nicht weniger als das Volumen von 20 000 Eisenbahnwaggons – so mächtig muss man sich die Masse an Steinen vorstellen, die für den Wall aufgeschichtet wurden.
Das Keltenthema hat das junge Ehepaar Sersch zur Leitlinie ihres Hotels gemacht – allerdings ein wenig augenzwinkernd und spielerisch, wie Kathrin Sersch versichert. Der keltische Knoten wurde zum Label des 2700 Quadratmeter großen Seezeit Spa mit einem 31 Meter Indoor-Outdoor- Pool und verschiedenen Saunen. Keltische Heilkunst und Naturrituale flossen in die angebotenen Treatments mit verheißungsvollen Namen wie „Pure Naturkraft“ oder „Keltische Steinkraft“ ein. Keltische Symbole wurden zum Wegweiser durch das Spa-Angebot, das je nach Wunsch Ruhe, Energie, Inspiration oder Klarheit verspricht. Wer die keltische Kultur besser verstehen will, kann sich mit der Bedeutung des Baumkreises beschäftigen. Es gibt Feuerrituale und einen Barfuß-Meditationspfad durch den Wald. Auf einem besonders kraftvollen und energiegeladenen Areal, das ein Geomant nachgewiesen hatte, wurde das keltische Sauna-Dorf ein wenig abseits des Hauptgebäudes errichtet. Kleine moderne Holzhäuser mit Erdsauna, Biosauna, Kräutersauna und einem Ruhebereich gruppieren sich rund um eine große Feuerstelle, um die sich Gäste während der Feuer und Räucher-Rituale versammeln.
Auch im Innendesign lassen sich viele Anspielungen finden. Ein bisschen genauer hinschauen muss man, um ein wesentliches Gestaltungsmerkmal zu entdecken: Mit einem Messingstrahl, eingelassen in die Böden im Lobby- und Restaurantbereich, werden die Sonnwend-Achsen, die Tag- und Nachtgleiche im Sommer wie auch im Winter veranschaulicht. Die Linien werden im Außenbereich von Kunstwerken aufgenommen.
Die 98 Zimmer, fast alle mit Seeblick, sind in hellen Naturtönen und mit Eichenholzböden gestaltet. Große Spiegel schaffen reizvolle Effekte und von den Himmelbetten kann man schon beim Aufwachen direkt auf den See schauen. Ein Kräutergarten vorm Hotel ist eines der Lieblingsprojekte des jungen, engagierten Küchenchefs Daniel Schöfisch, der vom Park Hyatt in Wien an den Bostalsee kam. Dort kultiviert er circa 40 verschiedene Kräuter, natürlich auch keltisch-römische, die er in seiner frischen, einfallsreichen Küche zu leichten, zeitgemäßen Gerichten verarbeitet. Ihm liegen alte Getreidesorten wie Dinkel, Einkorn oder Emmer am Herzen wie auch wenig bekannte Gemüsesorten, etwa die Ringelbeete oder die Ochsenherzkarotte. Er befasst sich mit Konservierungsmethoden, wie sie schon die Kelten kannten, dem Räuchern, Einlegen und Fermentieren, was gerade wieder ausgesprochen hip ist.