Naturtourismus ist kein Modewort – man versteht darunter naturbezogene Aktivitäten, die in attraktiven naturnahen Landschaften, bevorzugt in Schutzgebieten, ausgeübt werden. Botswana ist eines der afrikanischen Länder, die sich dies schon seit über 20 Jahren auf die Fahne schreiben und praktizieren. Mehr als ein Drittel der gesamten Landesfläche sind private und staatliche Naturschutzgebiete – da kann kaum ein zweites Land mithalten. Daher gilt Botswana als eines der ursprünglichsten und größten Natur- und Wildparadiese dieser Erde. Aber auch die Menschen möchten profitieren – und ihre traditionsreiche Kultur erhalten.
Das Okavango Delta, das größte Binnendelta der Welt, ist eine streng überwachte Ökozone, in der sich Flora & Fauna noch in ihrem ursprünglichen Zustand befinden. Der im Hochland von Angola entspringende drittgrößte Strom des Kontinents, der Okavango, trifft in Botswana auf die Trockensavanne der Kalahari und lässt einen Lagunendschungel aus Flussläufen, Wasseradern, Seen und kleinen Inseln entstehen. Der Besuch des Deltas ist streng reglementiert, Gäste werden ausschließlich in sehr kleinen aber feinen Lodges und Camps des Deltas untergebracht. Fliegt man mit einer der kleinen Cessnas über dieses überwältigende Naturkunstwerk, so sind die Camps meist nicht einmal von oben zu erkennen, dafür sorgen die Auflagen von Botswanas Regierung.
Die Ureinwohner in den Dörfern haben durch den Tourismus eine wertvolle Zukunftsperspektive in verschiedenen Bereichen. Der sogenannte Ethnotourismus, der Touristen gezielt zu fremden und ursprünglichen Kulturen führt, ist ebenfalls einen Herzensangelegenheit von Botswana. Diese Tourismusform kommt vor allem den San zugute, die nicht nur als erste Bewohner des südlichen Afrikas gelten, sondern von vielen Forschern sogar als Ursprung des menschlichen Stammbaumes angesehen werden. Derzeit laufen in Botswana über 90 Programme im Rahmen der Community-Based Development Projects, davon sind mehr als ein Drittel im Wachstumsfeld des hochwertigen Tourismus angesiedelt.
Die San laden mittlerweile auch in Eigenregie Gäste in ihre Dörfer ein, um ihnen das traditionelle Leben des Urvolkes näher zu bringen und um manche Geheimnisse bezüglich der Heilkraft der hiesigen Flora preis zu geben. Die Okavango Polers staken Besucher in ihren traditionellen Einbäumen, den Mokoros, durch die unendlichen labyrinthähnlichen Flussarme des Deltas.
Ethnische Projekte wie das Kuru Village für die San nahe Ghanzi, oder auch Kunsthandwerksbetriebe in einem der geförderten Dörfer im Rahmen des Community Development Projects — Botswana versucht erfolgreich, ökologische Erfordernisse mit nachhaltiger Existenzsicherung der Menschen in Einklang zu bringen. Die Projekte schaffen wertvolle Arbeitsplätze, welche Traditionen erhalten und gleichzeitig den Ureinwohnern eine Zukunftsperspektive bieten. Frauen arbeiten beispielweise in der Teppichweberei von Oodi, der Thamaga Dorf-Töpferwerkstatt, der Töpferei in Pelegano oder in Lederwerkstätten von Mochudi und stellen dort hochwertige, typisch botswanische Mitbringsel für die Touristen her.
Nicht zuletzt die unbändige Masse an Tieren in den Nationalparks lässt auf den Erfolg dieses Systems schließen. Die strengen Regeln für die Safari-Anbieter in den geschützten Gebieten, wie die stark limitierte Bettenzahl oder das Verbot von grellen Nachtscheinwerfern, sind nötig, um die Tierpopulation zu erhalten und die Natur nicht zu überfordern. Um verwaiste, kranke oder vom Aussterben bedrohte Tiere zu retten und die Population wieder zu erhöhen gibt es das Mokolodi Nature Reserve, wo Naturbeobachtung, Tierschutz und Bildung Hand in Hand gehen. Hoch engagiert werden hier eine Geparden-Pflegestation, ein Elefantenrefugium oder eine Nashorn-Nachzuchtstation betrieben, um die wilden Tiere schnellstmöglich wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. All die Auflagen und Bemühungen werden akzeptiert und geschätzt, denn man sieht, was Botswanas Tierwelt ist und dadurch – hoffentlich – bleibt: EINZIGARTIG!