Geht es auf Safari nach Botswana, Kenia, Tansania oder andere afrikanische Länder, lässt man die überfüllten und dreckigen Hauptstädte nach der Ankunft links liegen und steuert sofort in die Natur. Nicht so in Ruanda! Die Hauptstadt Kigali ist die wahrscheinlich ordentlichste Stadt Afrikas. Selbst Lehmhäuser haben hier oft kleine Vorgärten mit Rasen und gestutzten Buchsbaumhecken. Das soll auch gegen Insekten und somit gegen Krankheiten wie Malaria helfen. Am jeweils letzten Samstag im Monat treffen sich die Bewohner in ganz Ruanda zum staatlich angeordneten „Umuganda“, einer Art „gemeinschaftlichem Kehrtag“. Zusammen mit ihrem Präsidenten bauen die Ruander dann Häuser für Arme, sie schippen und ackern und säubern die Straßen. Simbabwes Präsident Emmerson Dambudzo Mnangagwa hat diese Tradition jüngst erst für sein Land übernommen.
In Kigali gehören zudem Mülleimer zum normalen Straßenbild. Plastiktüten hat die Regierung schon vor Jahren verbannt. Bei der Einreise kontrollieren Beamte manchmal sogar die Taschen von Touristen nach Plastiktüten. Die vielen Vorschriften haben Ruanda einen neuen Spitznamen eingebracht: „Das Land der tausend Regeln“. Im Gegensatz zu den Nachbarländern werden diese Vorschriften in Ruanda offensichtlich auch eingehalten.
Ruanda gilt als eine der größten Erfolgsgeschichten Afrikas – wirtschaftlich gesehen. Das Land ist klein, von der Fläche nicht mal so groß wie Brandenburg. Es liegt im Osten des Kontinents, eingeschlossen von großflächigen Staaten wie dem Kongo, Uganda und Tansania. „Das Land der tausend Hügel“ nennt man Ruanda auch. Auf diesen Hügeln wachsen Tee und Kaffee, die Ruanda exportiert, genauso wie seltene Metalle. Die Wirtschaft wächst seit Jahren nachhaltig um sechs bis sieben Prozent. Die Korruptionsrate ist niedrig, die Akademikerquote hoch. Und mehr als 60 Prozent der Parlaments-mitglieder sind Frauen. Vom Selbstversorger zur Dienstleistungsnation, von Gewalt und Armut zu Sicherheit und einem immer weiter steigenden Wohlstand. So lautet die Geschichte, die Ruandas Präsident Paul Kagame von seinem Land gerne erzählt. Sein Aufstieg ist eng mit dem Bürgerkrieg verbunden. Kagame war Anführer einer Rebellengruppe der Tutsi, der Rwandan Patriotic Front. Die Rebellenarmee nahm vor 25 Jahren nach Wochen blutiger Kämpfe die Hauptstadt Kigali ein und beendete so die Gewalt. Seit 2000 ist der heute 61-jährige Präsident – und hat es auch vor zu bleiben: Die Verfassung hat Kagame so umschreiben lassen, dass sie ihm rein theoretisch erlauben würde bis 2034 weiter zu regieren. Das letzte Wahlergebnis bescherte ihm 99 Prozent Zustimmung. Dabei ist es nicht so lange her, dass der Name des Landes vor allem mit einem assoziiert wurde– einer Gewalt unvorstellbaren Ausmaßes. Am 6. April 1994, vor 25 Jahren, wurde der damalige ruandische Präsident Juvénal Habyarimana in einem Flugzeug abgeschossen. Bis heute ist ungeklärt, wer dafür verantwortlich war. In den Stunden darauf begann das Morden. Hutus, die Mehrheit der Bevölkerung, fiel über die Minderheit der Tutsis her. In nur hundert Tagen starben bis zu einer Millionen Menschen, Tutsis wie Hutus. Heute sind diese Bezeichnungen nahezu verpönt. „Wir sind alle Ruander, ein Volk“, sagen die Menschen auf der Straße. Anscheinend haben es die Menschen geschafft, ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Vor allem rund um den Jahrestag des Genozids finden im ganzen Land Versöhnungszeremonien statt und letztendlich profitiert mittlerweile auch der Tourismus davon. Bei einem Besuch in Ruandas Hauptstadt Kigali ist der Stopp am Genocide Memorial Pflicht. Das Memorial ist Museum und Massengrab zugleich. Unter den schwarzen Granitplatten im Garten haben mittlerweile mehr als 250.000 der Opfer eine würdevolle Ruhestätte gefunden. Und es kommen eine Millionen Urlauber jedes Jahr, um etwas über die Geschichte zu lernen und Ruandas Nebelwälder, Seen und Nationalparks zu besuchen.
Von Neugier getrieben verbringe auch ich den ersten Tag in Kigali und reise nicht wie sonst gleich früh am nächsten Morgen in die Wildnis sondern beginne eine ausgiebige City Tour. Besonders auffällig ist das Grün inmitten der Stadt. An beinahe jedem Wegesrand finden sich Avocado-Bäume und verschiedenste andere Gewächse, die das Stadtbild prägen. In Nyamirambo, einem der ältesten Stadtteile sind die Häuser bunt und voller Graffiti, winzige Cafés, Friseursalons und Läden haben sich in den schmalen Häusern eingerichtet. Die Märkte sind ein Highlight des Tages, besonders der Markt in Kimironko. Drinnen ist es laut und hektisch, Nähmaschinen rattern, Hühner gackern und Frauen verkaufen Obst und Gemüse, das besser nicht aussehen kann und bereits einen Vorgeschmack auf den Ertragsreichtum des Landes gibt.
Es gibt auch einige Sehenswürdigkeiten, eine davon das Richard-Kandt-Haus. Die ehemalige Residenz des ersten deutschen Generalresidenten wurde im Jahr 2000 zu einem naturhistorischen Museum umfunktioniert. Die Führung durch das Museum gleicht einer Führung durch Ruanda. Wer sich mit der grausamen Vergangenheit Ruandas auseinandersetzen möchte, der sollte das Kigali Genocide Memorial besuchen. Das große Museum widmet sich der Geschichte des Völkermordes, der 1994 in Ruanda wütete. Auf großen Tafeln und Aufstellern wird der Verlauf des Genozids mittels Text und Fotos deutlich gemacht. Besonders eindrucksvoll ist einer der Räume am Ende des Rundgangs. In dem befinden sich hunderte Fotos der Opfer, die von Familienangehörigen an das Museum übergeben wurden. Neben dem Museum befinden sich mehrere Massengräber auf dem Grundstück, in denen über 250.000 Opfer des Genozids ihre letzte Ruhe gefunden haben. Nach diesem Besuch sollte man sich einen ruhigen Platz suchen und erst mal tief durchatmen und seine Gedanken wieder in den Griff bekommen.
Kigali gilt heute als eine der sichersten Großstädte Afrikas und so habe ich mich am Abend sogar alleine zu Fuß auf den Weg gemacht. Dies ist hier bis spätabends nicht nur unter Einheimischen, sondern auch unter Touristen üblich, unterwegs zu Bars, Restaurants und Clubs. Im Zentrum leuchtet bunt die Kuppel des Convention Centers, das längst zum Wahrzeichen Kigalis und Selfie-Liebling geworden ist und ein wenig Symbol für die Strahlkraft der Stadt ist. Kulinarisch hat Kigali alles zu bieten, was man sich vorstellen kann. Die Preise variieren dabei stark. So bezahlt man für ein Essen zu zweit mit Getränken in einheimischen Restaurants, in ärmeren Vierteln, lediglich 3.000 RWF (etwa 3,3 Euro), während man in reicheren Gegenden auch auf 30.000 RWF (etwa 33 Euro) kommen kann. Die Küche in Kigali reicht von typischen ostafrikanischen Speisen über Burger und Pizza. Besonders beliebt ist das Brochette (ähnlich wie Schaschlikspieße) mit Ziege, Fisch, Hühnchen oder Rindfleisch, das beinahe überall verkauft wird.
Also nicht einfach weiterreisen, sondern ein bis zwei Nächte in Kigali buchen. Am einfachsten gleich für den ganzen Tag einen Fahrer buchen. Unser „Driver“ hat bestes Englisch gesprochen und hat die Tour perfekt auf unsere Wünsche angepasst.
Sehenswürdigkeiten Kigali
Kigali Genocide Memorial Centre in Kigali
Das Genocide Memorial Centre gedenkt der Opfer des ruandischen Völkermordes im Jahre 1994. Das Mahnmal besteht seit 2004 und dokumentiert auf verschiedene Weise den Völkermordes. Errichtet wurde das Mahnmal auf einem Massengrab mit 250000 Menschen.
Hotel des Milles Collines
Als Filmkulisse und historischer Ort beim Völkermord ist das Hotel Anlaufpunkt für viele Touristen. Auch wenn heute nichts an die denkwürdigen Ereignisse erinnert, kommen viele Touristen um den Ort zu sehen, an dem zahlreiche Menschen Zuflucht fanden. Der Film „Hotel Ruanda“ machte das Hotel weltberühmt und zur beliebten Sehenswürdigkeit in Kigali.
National Museum of Rwanda
Das in den 1980er Jahrnn gebaute Nationalmuseum Ruandas befindet sich in Butare. Im Mittelpunkt stehen Exponate aus vorkolonialer Zeit. Besonders interessant sind die rekonstruierten traditionellen Grashäuser.
Inema Art Center
Das Kunstzentrum in Kigali zeigt zeitgenössische Kunst aus Ruanda. Die sehenswerte Ausstellung ist sehr beliebt bei Touristen aber auch einheimischen Kulturinteressierten. Nach dem Ausstellungsbesuch kann man sich bei einem Kaffee im Garten der Anlage ein wenig Ruhe gönnen.
Kandt House Museum
Das ehemalige Wohnhaus von Richard Kandt wurde zum Museum umgewidmet, sehr informativ, was es da über Kolonialismus, 1. Weltkrieg und die Instrumentalisierung der Einwohner durch deutsche und belgische Kolonialherren zu erfahren gibt. Ebenso über Kandt und seine durchaus nicht "kolonialherrliche" Einstellung. Nicht zuletzt ein schöner Ort, um sich Kigali auf seinen Hügeln mal von oben anzuschauen. Herr Kandt hatte ein gutes Händchen, als er den Platz für sein Haus gewählt hat.
Die besten Restaurants in Kigali
Republikaner Lounge
Die Repub Lounge, Anbieter von gehobener ruandischer Küche, kreiert einige der besten Gerichte der Umgebung.Probieren Sie das köstliche Liboke-Huhn oder den Fisch, eine gekochte Mahlzeit mit Bananenblättern, die eines ihrer Markenzeichen ist. Die Repub Lounge ist auch ein großartiger Ort, um Brochettes (gegrilltes Fleisch oder Fisch am Stiel), Misuzu (süße Kochbananen) und allgemeine Angebote für gegrilltes Fleisch zu probieren.
Kiseki
Kigali hat nicht viele Sushi-Optionen, wenn es ums Essen geht, aber mit Kiseki braucht die Stadt zum Glück keine mehr.Kiseki befindet sich im Stadtteil Kimihurura in Kigali und stellt einfallsreiche Brötchen her, schneidet perfekt geschnittene Nigiri und liefert während der Mittagspause sogar Sushi-Burritos.
Turampe Shoppe
Turambe Shoppe ist perfekt für Vegetarier oder gesunde Lebensmittelfanatiker und bekannt für seine frischen Salat- und Sandwich-Angebote. Wählen Sie zwischen dem köstlichen asiatischen gehackten Salat und geröstetem Knoblauch-Hummus und knusprigem Turambe-Bio-Salat.
Poivre Noir
Poivre Noir bringt gehobene Küche in Kigali auf die nächste Stufe. Die vielseitige Mischung aus belgischer und französischer Küche, inspiriert von lokalen ruandischen Zutaten, gilt als eine der besten der Stadt. Verpassen Sie nicht die verwöhnenden Desserts oder die durchdachte Auswahl an Weinen, die für kreative Burger, Steaks und Vorspeisen bekannt sind.
Zaaffran Indian Restaurant
Kigalis ausgezeichnete indische Essensszene ist in Zaaffran von seiner besten Seite. Dieses köstliche Restaurant bietet einige der besten Currys der Stadt, Naan, Mango Lassi, Paneer und mehr in einem traditionell eingerichteten Restaurant.Die großen Zimmer sind ein perfekter Ort für Gruppenessen, und der Service ist im Allgemeinen recht gut und schnell.
Monmartse
Monmartse produziert das beste koreanische Essen der Stadt und kreiert perfekt gekochten Bibimbap, Suppen und Banchan (kleine, normalerweise gemüseorientierte Beilagen). Gehen Sie mit einer großen Gruppe, um die großen Portionen, Tische und einen leckeren koreanischen Grill zum Selbermachen zu nutzen.
Filini Italian Restaurant and Bar
Ein gut dekorierter Speisesaal und eine Terrasse im Radisson Blu Hotel neben dem Kigali Convention Center erwarten Sie im Filini. Abgesehen von der Innenausstattung bietet das Restaurant einige der besten italienischen Gerichte der Stadt.Probieren Sie die Gnocchi, Pizzen und frischen Salate - alles bei Filini wird aus hochwertigen Zutaten hergestellt.
www.radissonhotels.com/en-us/hotels/radisson-blu-convention-kigali
CasaKeza
ieses stilvolle Tapas-Restaurant bietet tolle kleine Häppchen, einen schönen Garten und eine durchdachte Innenausstattung. Probieren Sie die Auberginen-Pommes, die mit Rohrhonig und Haussalat aus ihrem süßen und farbenfrohen Garten beträufelt sind, und bleiben Sie für verschiedene Veranstaltungen, Spanischkurse und Themenabende mit Feinschmeckern.
Brachetto
Brachetto ist berühmt für seine ruhigen italienischen Abendessen bei Kerzenschein und den gut sortierten Weinkeller und zweifellos eines der besten Restaurants in Kigali. Politiker, hochrangige Besucher und Prominente speisen im Brachetto und bestellen ihre saftige Ente, Steaks oder hausgemachte Pastagerichte. Für Kenner ist das Mittagsbuffet von Brachetto eines der besten Geheimnisse der Stadt. Mit unzähligen kreativen Salaten, Quiches, Käse, Brot und vielem mehr sind Brachettos überladene Mittagstische ein Genuss für Vegetarier und Fleischesser.