Land of a Thousand Hills... and More - Ruanda

Land of a Thousand Hills... and More - Ruanda

Land of a Thousand Hills... and More - Ruanda

 

 

Seit vielen Jahren geht mir ein afrikanischer Staat im Kopf um, doch konnte ich mich bisher nicht für einen Besuch entscheiden. Es ist Ruanda mit seinen Berggorillas. Obwohl ich bereits in Uganda (oder gerade deswegen) zum Gorilla-Trekking gewesen bin hat es mich schon immer gereizt, diese auch in Ruanda zu besuchen, um zu vergleichen und Unterschiede kennenzulernen. Nachdem Wilderness Safaris 2016 mit Bisate auch ein Camp in den Volcanoes eröffnet hatte, war das bisherige Verlangen zum Entschluss gereift, sich dorthin auf den Weg zu machen. Dabei kam es nicht in Frage, für nur zwei Tage nach Ruanda zu reisen, um die Gorillas ‚abzuhaken‘. Also habe ich mich mehr mit Ruanda befasst und eine zehntägige Reise durchs Land geplant, da sich die vielfältigen Möglichkeiten jedes Landes selbstredend erst dann erschließen, wenn man sich damit beschäftigt. Doch dazu später mehr. Trotz aller Recherchen im Vorfeld beginnt die Reise in das verhältnismäßig kleine afrikanische Land mit vielen Ungewissheiten bezüglich dessen, was uns dort erwartet. Die meist positiven Berichte über Ruandas Entwicklung in den 25 Jahren seit dem berüchtigten Völkermord an der Tutsi Minderheit des Landes lassen einen dennoch skeptisch bleiben. Umso größer das Erstaunen bereits beim Verlassen des Flughafens. Gehsteige säumen die Straßen, Vorgärten haben gepflegte Rasen und alles erscheint selbst für verwöhnte europäische Augen sauber.

Die Hauptstadt Kigali ist die wahrscheinlich ordentlichste Stadt Afrikas. Selbst Lehmhäuser haben hier oft kleine Vorgärten mit Rasen und gestutzten Buchsbaumhecken. Das soll auch gegen Insekten und somit gegen Krankheiten wie Malaria helfen. Am jeweils letzten Samstag im Monat treffen sich die Bewohner in ganz Ruanda zum staatlich angeordneten „Umuganda“, einer Art „gemeinschaftlichem Kehrtag“. Zusammen mit ihrem Präsidenten bauen die Ruander dann Häuser für Arme, sie schippen und ackern und säubern die Straßen. Simbabwes Präsident Emmerson Dambudzo Mnangagwa hat diese Tradition jüngst erst für sein Land übernommen. In Kigali  gehören zudem Mülleimer zum normalen Straßenbild. Plastiktüten hat die Regierung schon vor Jahren verbannt. Bei der Einreise kontrollieren Beamte manchmal sogar die Taschen von Touristen nach Plastiktüten. Die vielen Vorschriften haben Ruanda einen neuen Spitznamen eingebracht: „Das Land der tausend Regeln“. Im Gegensatz zu den Nachbarländern werden diese Vorschriften in Ruanda offensichtlich auch eingehalten.

Ruanda gilt als eine der größten Erfolgsgeschichten Afrikas – wirtschaftlich gesehen. Das Land ist klein, von der Fläche nicht mal so groß wie Brandenburg. Es liegt im Osten des Kontinents, eingeschlossen von großflächigen Staaten wie dem Kongo, Uganda und Tansania. „Das Land der tausend Hügel“ nennt man Ruanda auch. Auf diesen Hügeln wachsen Tee und Kaffee, die Ruanda exportiert, genauso wie seltene Metalle. Die Wirtschaft wächst seit Jahren nachhaltig um sechs bis sieben Prozent. Die Korruptionsrate ist niedrig, die Akademikerquote hoch. Und mehr als 60 Prozent der Parlaments-mitglieder sind Frauen. Vom Selbstversorger zur Dienstleistungsnation, von Gewalt und Armut zu Sicherheit und einem immer weiter steigenden Wohlstand. So lautet die Geschichte, die Ruandas Präsident Paul Kagame von seinem Land gerne erzählt. Sein Aufstieg ist eng mit dem Bürgerkrieg verbunden. Kagame war Anführer einer Rebellengruppe der Tutsi, der Rwandan Patriotic Front. Die Rebellenarmee nahm vor 25 Jahren nach Wochen blutiger Kämpfe die Hauptstadt Kigali ein und beendete so die Gewalt. Seit 2000 ist der heute 61-jährige Präsident – und hat es auch vor zu bleiben: Die Verfassung hat Kagame so umschreiben lassen, dass sie ihm rein theoretisch erlauben würde bis 2034 weiter zu regieren. Das letzte Wahlergebnis bescherte ihm 99 Prozent Zustimmung.

Dabei ist es nicht so lange her, dass der Name des Landes vor allem mit einem assoziiert wurde– einer Gewalt unvorstellbaren Ausmaßes. Am 6. April 1994, vor 25 Jahren, wurde der damalige ruandische Präsident Juvénal Habyarimana in einem Flugzeug abgeschossen. Bis heute ist ungeklärt, wer dafür verantwortlich war. In den Stunden darauf begann das Morden. Hutus, die Mehrheit der Bevölkerung, fiel über die Minderheit der Tutsis her. In nur hundert Tagen starben bis zu einer Millionen Menschen, Tutsis wie Hutus. Heute sind diese Bezeichnungen nahezu verpönt. „Wir sind alle Ruander, ein Volk“, sagen die Menschen auf der Straße. Anscheinend haben es die Menschen geschafft, ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Vor allem rund um den Jahrestag des Genozids finden im ganzen Land Versöhnungszeremonien statt und letztendlich profitiert mittlerweile auch der Tourismus davon. Bei einem Besuch in Ruandas Hauptstadt Kigali ist der Stopp am Genocide Memorial Pflicht. Das Memorial ist Museum und Massengrab zugleich. Unter den schwarzen Granitplatten im Garten haben mittlerweile mehr als 250.000 der Opfer eine würdevolle Ruhestätte gefunden. Und es kommen eine Millionen Urlauber jedes Jahr, um etwas über die Geschichte zu lernen und Ruandas Nebelwälder, Seen und Nationalparks zu besuchen. Von Neugier getrieben verbringe auch ich den ersten Tag in Kigali und reise nicht wie sonst gleich früh am nächsten Morgen in die Wildnis sondern beginne eine ausgiebige City Tour. Besonders auffällig ist das Grün inmitten der Stadt. An beinahe jedem Wegesrand finden sich Avocado-Bäume und verschiedenste andere Gewächse, die das Stadtbild prägen. In Nyamirambo, einem der ältesten Stadtteile sind die Häuser bunt und voller Graffiti, winzige Cafés, Friseursalons und Läden haben sich in den schmalen Häusern eingerichtet. Die Märkte sind ein Highlight des Tages, besonders der Markt in Kimironko. Drinnen ist es laut und hektisch, Nähmaschinen rattern, Hühner gackern und Frauen verkaufen Obst und Gemüse, das besser nicht aussehen kann und bereits einen Vorgeschmack auf den Ertragsreichtum des Landes gibt.

Es gibt auch einige Sehenswürdigkeiten, eine davon das Richard-Kandt-Haus. Die ehemalige Residenz des ersten deutschen Generalresidenten wurde im Jahr 2000 zu einem naturhistorischen Museum umfunktioniert. Die Führung durch das Museum gleicht einer Führung durch Ruanda. Wer sich mit der grausamen Vergangenheit Ruandas auseinandersetzen möchte, der sollte das Kigali Genocide Memorial besuchen. Das große Museum widmet sich der Geschichte des Völkermordes, der 1994 in Ruanda wütete. Auf großen Tafeln und Aufstellern wird der Verlauf des Genozids mittels Text und Fotos deutlich gemacht. Besonders eindrucksvoll ist einer der Räume am Ende des Rundgangs. In dem befinden sich hunderte Fotos der Opfer, die von Familienangehörigen an das Museum übergeben wurden. Neben dem Museum befinden sich mehrere Massengräber auf dem Grundstück, in denen über 250.000 Opfer des Genozids ihre letzte Ruhe gefunden haben. Nach diesem Besuch sollte man sich einen ruhigen Platz suchen und erst mal tief durchatmen und seine Gedanken wieder in den Griff bekommen.

Kigali gilt heute als eine der sichersten Großstädte Afrikas und so habe ich mich am Abend sogar alleine zu Fuß auf den Weg gemacht. Dies ist hier bis spätabends nicht nur unter Einheimischen, sondern auch unter Touristen üblich, unterwegs zu Bars, Restaurants und Clubs. Im Zentrum leuchtet bunt die Kuppel des Convention Centers, das längst zum Wahrzeichen Kigalis und Selfie-Liebling geworden ist und ein wenig Symbol für die Strahlkraft der Stadt ist.

 

Akagera National Park – A Revelation

Sechs Stunden dauert die Autofahrt von Kigali zum Akagera Nationalpark im Osten des Landes an der Grenze zu Tansania. Der Park ist absolut untouristisch, aber eines der landschaftlich schönsten Savannen-Reservate Afrikas. Sein Name stammt vom Akagera Fluss, der entlang der östlichen Grenze fließt und im gesamten Nationalpark ein labyrinthartiges Netz aus Seen entstehen ließ. Der Park umfasst Busch- und Baumsavanne im Süden, Grassavanne im Norden sowie Feucht- und Sumpfgebiete im Südosten an der tansanischen Grenze, so etwa der große Ihema-See, ein Highlight im Park. In den unterschiedlichen Landschaftsformen leben auch unterschiedliche Tiere. So einsam durch diese einzigartige Landschaft zu fahren hätte bereits alle Mühen, hierher zu kommen gerechtfertigt. Aber es sollte ja alles noch viel besser kommen, angefangen mit einer traumhaften Lodge von Wilderness Safaris. Es ist schon fast verwunderlich, dass Magashi von Wilderness Safaris die erste luxuriöse Lodge in diesem Gebiet ist. Die erfahrene Safari Company hat als eine der ersten das unglaubliche Potential von Ruanda erkannt. Wilderness setzt nicht nur auf das Gorilla-Trekking sondern möchte seinen Gästen auch die anderen Reize dieser bezaubernden Gegend näher bringen, damit diese nach dem Gorillaerlebnis das Land nicht gleich wieder fluchtartig verlassen.

Nach einer Geländewagenfahrt vom Eingangstor in Richtung Lodge wechseln wir auf ein Safari-Boot welches uns direkt zur Lodge bringt, denn diese liegt – wie gemalt - direkt auf der Magashi Peninsula, einer Halbinsel im Lake Rwanyakazinga. Magashi Camp ist ein feines, kleines Camp mit sehr persönlicher Atmosphäre. Nur sechs Luxuszelte stehen am Ufer des Rwanyakazinga-Sees. Im Zentralbereich steht den Gästen eine Außen-Lounge zur Verfügung sowie ein gemütlicher, aber dennoch moderner überdachter Bereich, an den sich die Dining Area anschließt. Geht man hinunter Richtung Anlegestelle am See, gelangt man zur wundervollen Feuerstelle, einem der schönsten Bereiche von Magashi. Hervorragend gelungen ist auch der Pool mit Sonnendeck, das einen uneingeschränkten Blick auf den malerischen See bietet und ebenso wie die offene, luftige Architektur des Camps seinen Gästen jederzeit die wunderschöne Lage bewusst werden lässt.

Wie der Name besagt setzt Wilderness Safaris wie immer auf Safari (und das ist auch gut so) und konsequenterweise bestimmt dieses Thema das Camp. Die Innenarchitektinnen Caline Williams-Wynn und Nilfah Adams von Artichoke, die immer wieder sehr erfolgreich mit Wilderness zusammenarbeiten, zeichnen für das Interior Design verantwortlich. Örtlich gefertigte Handwerkskunst bildet dabei ein ebenso prägendes Element wie die das Camp umgebende Natur Ruandas. Lokaler Bambus dient als Material für die zierenden Zwischenwände des Hauptbereichs. Durch die ungewohnte Anordnung der Bambusstangen in unzähligen Querschnittselementen gelingt eine zeitgemäße Deutung und effektvolle Hervorhebung dieses traditionellen Materials. Entsprechend wurde auch mit althergebrachten Textilien und Kunstformen verfahren, wie zum Beispiel der traditionellen Malerei im Imigongo-Stil welche die Fliesen der Bar-Verkleidung ziert, oder den gewebten Wandteppichen der aus Kigali stammenden Designerin Teta Isibo in den Gästesuiten. Ruandische Materialien und Kultur stehen eindeutig im Zentrum im Magashi Camp. So erzählen die Leuchtkörper in Magashi Geschichten aus Ruandas Kultur: Der königliche Kopfschmuck „igisingo“ ist in den Lampen der Lounge verewigt, die Leuchten im Essbereich sind dem „ishabure“ genannten Kleid nachempfunden, das traditionell von jungen unverheirateten Frauen getragen wurde. Auch im Barbereich findet sich ein hölzerner Leuchter, der an die gewaltigen Hörner des Ankolerinds erinnert, einer ostafrikanischen Hausrindrasse, die durch Kreuzung mit altägyptischen Langhornrindern entstand und deren Wert mit der Spannweite der Hörner steigt. All diese Unikate wurden von der ruandischen Mode- und Innendesignerin Joselyne Umutoniwase kreiert, die ebenso wie Teta Isibo einer Vereinigung erfolgreicher junger afrikanischer Unternehmerinnen angehört, der 100 Lionesses of Africa. Weitere Details schmücken das Camp wie ruandische Keramik, Kerzen aus ruandischem Bienenwachs oder handgearbeitete Körbe aus verschiedenartigen Gräsern, Schilf oder Bambus. Sogar auf den Lunchtaschen finden sich farbenfrohe Muster des „kitenge“, eines landestypischen bunt bedruckten Stoffes. Die Farbgebung des gesamten Camps ist ebenso konsequent der natürlichen Umgebung nachempfunden, wie die Innenausstattung die Kultur wiederspiegelt. Khaki-Grün in verschiedenen Nuancen dominiert, wird ergänzt durch angenehm sanfte Beige- und Rot-Töne, die sich in der umliegenden Landschaft finden – Sitzkissen, Stühle, Moskitonetze und Loungemöbel fügen sich so zu einem stimmigen Ganzen, unterstrichen von der offenen luftigen Architektur des Camps, die immer einen freien Blick auf den See garantiert.

In einem derartig neuen Camp wie Magashi wird das Engagement von Wilderness Safaris, den ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten noch einmal besonders deutlich. Das Camp wird zu 100 Prozent mit Solarstrom betrieben, verzichtet gänzlich auf Einwegplastik und stellt den Erhalt von Ruandas letztem geschützten Savannen-Ökosystem uneingeschränkt in den Fokus. Über die vergangenen Jahre hat sich Akagera bereits enorm entwickelt und gilt als eine von Afrikas Erfolgsgeschichten für den Naturschutz. Durch seine Präsenz und Partnerschaft mit African Parks sowie dem Rwanda Development Board kann Wilderness Safaris zusätzlich durch eine Reihe lokaler Initiativen unterstützen. So werden beispielsweise gefährdete Wildtiere überwacht und erforscht, zukünftige Tracker ausgebildet, fremde Pflanzenarten entfernt und Studenten unterstützt, die nach Abschluss des Studiums in Ruanda Naturschutz betreiben. Natürlich möchte Magashi seinen Gästen auch ein ultimatives Safari Erlebnis bieten und beteiligt sich an der Erhaltung seltener Arten wie des Schuhschnabels, der auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als gefährdet eingestuft wird. Auch an einem Wiedereinführungsprojekt für Schwarze Nashörner in Akagera ist Wilderness aktiv beteiligt. Als einer der ersten Besucher von Magashi habe ich eigentlich keine hohen Erwartungen an die Safaris im Geländewagen gehabt, denn bei einem so neuen Projekt müssen sich auch die Tiere erst an ihre neuen Beobachter gewöhnen. Die Landschaft von Akagera ist allerdings ein absoluter Traum für Tierbeobachtungen, wenn auch bisweilen schwer zugänglich und nicht überall eine offene Savanne, wo man schon von weitem Tiere erspähen kann. Mag es Zufall sein, mag es an unserem fantastischen(!) Guide Adriaan liegen, aber ich werde von Ausfahrt zu Ausfahrt von bombastischen Sightings überwältigt. So abwechslungsreich wie die örtliche Flora und Fauna sind auch die

erlebten Tierbeobachtungen. 500 Vogelarten gibt es zu bestaunen, Flusspferde und Krokodile tummeln sich so ziemlich überall am See, jede Menge Büffel, Antilopen oder Giraffen sind zu sehen. Und dann sind da noch die Löwen. Erst 2015 hat African Park diese in Akagera wieder eingeführt und Adriaan hat vor unserer Ankunft nur sechs Monate Zeit gehabt, diese an ein Geländefahrzeug zu gewöhnen. Aber mit seiner unglaublichen Erfahrung hat der Südafrikaner Tolles geleistet, denn diese Raubkatzen sind ein Highlight in Afrika und werden bestimmt bald sehr berühmt werden. Als wir durch das hohe Gras fahren habe ich noch wenig Hoffnung, dass wir überhaupt Löwen treffen und als mir Adriaan immer wieder sagt, ich solle auf die Baumkronen schauen denke ich zunächst er macht Witze. Aber tatsächlich, die Löwen von Magashi sitzen in Baumkronen(!). Das Bild ist unglaublich, vor allem wenn sich die großen Katzen auf den schmalen Ästen bewegen sieht das gar nicht elegant aus und man denkt jeden Augenblick jetzt stürzt einer ab. Was machen die da fragt man sich unweigerlich. Adriaan meint die haben entdeckt das man dort oben den lästigen Fliegen ziemlich gut entkommt und suchen sich so ziemlich jeden Abend eine nette Baumkrone.

Zu guter Letzt bekomme ich noch die ganze Löwenfamilie mit drei unterschiedlich alten Löwenbabys vor die Kamera: Bei bestem Licht und auf offenem Gelände für mehr als eine Stunde: Jackpot. Natürlich gehört dazu viel Glück, aber Adriaan hat auch großen Anteil daran, er ist einer der nettesten und besten Guides die ich jemals kennenlernen durfte. Wilderness Safaris hat sich für dieses Projekt eben die Besten geholt, aber man setzt auch auf die lokale Bevölkerung und so sind viele Mitarbeiter im Camp direkt aus den Nachbargemeinden angeworben. Und die sorgen für eine besonders nette, herzliche Atmosphäre im Camp. Ihre Begeisterung, Motivation und nicht zuletzt dieser unbändige Wille, für ihr Land etwas zu bewegen verleihen diesem Camp einen ganz besonderen Glanz. Ein Beispiel ist die Managerin von Magashi, Anita Umutoni: Die Ruanderin ist die erste Frau im Land, die eine Luxus-Safari-Lodge leitet und man kann es nicht besser machen. Von vielen, vielen Camps die ich in ganz Afrika besucht habe gehört Magashi in meinem Herzen zu den Top drei.

 

Volcanoes National Park – A Lifetime Experience

 Wie lange habe ich diesem Gorilla Trekking entgegengefiebert und nun geht es in Richtung Volcanoes National Park zu diesen einmaligen Lebewesen. Es ist nicht mein erster Besuch bei Gorillas, bereits 2009 nahm ich an einem Trekking in Bhwindi in Uganda teil. Damals war das Trekking mit „anstrengend“ nur unzulänglich beschrieben: Über 12 Stunden waren wir an einem Tag unterwegs, sieben weitere Stunden waren es noch am zweiten. Aber die Mühe hatte sich gelohnt und deshalb wollte ich dieses „Once-in-a-lifetime“-Erlebnis zu einem „twice in a lifetime“ machen. Aber auch um die vielen Fragen zu Unterschieden zwischen Uganda und Ruanda zu beantworten, hinsichtlich Anstrengung und Aufwand, Gelände, Lodges und Organisation.

Nach einer schönen Autofahrt quer durch Ruanda jubiliert Besma unsere Fahrerin plötzlich: „Die Volcanoes!“ Erst später begreife ich ihren freudigen Ausbruch so richtig, denn die Vulkane waren fast völlig frei von Nebel – eine absolute Seltenheit. Der Nebel wird uns in den nächsten Tagen immer wieder begleiten und erst wenn man es selbst erlebt hat begreift man die passende Bedeutung des Filmtitels „Gorillas im Nebel“. Der Blick auf die Volcanoes, die im Nordwesten Ruandas liegen war auf jeden Fall gigantisch. Ebenso wie der Virunga National Park in der Demokratischen Republik Kongo entstand der Volcanoes National Park 1969 durch die Teilung des bereits seit 1925 bestehenden Albert-Nationalparks. Der Park grenzt an die Nachbarländer Kongo und Uganda und erstreckt sich über 13.000 Hektar tropischer Bergnebelwälder, die an den Hängen der erloschenen Vulkankette gedeihen. Jahrelang wurde der Park von Wilderern heimgesucht oder war Schauplatz kriegerischer Aktivitäten, doch seit 2001 ist ein Besuch wieder möglich.

Wenig später fahren wir einen sehr holprigen Weg zu unserer Lodge, der Bisate Lodge von Wilderness Safaris. Darin besteht schon der erste große Unterschied zu Uganda. Rund um den Bhwindi Nationalpark gibt es keine wirklich luxuriöse Lodge, was in Ruanda lange Zeit nicht anders war, bis sich die ruandische Regierung wegen ihres bekannten Engagements für den Naturschutz an Wilderness Safaris wandte und eine Partnerschaft zur Eröffnung von Bisate und zwei weiteren Lodges, eine in Akagera und eine in Nyungwe, vorschlug. Das Wilderness-Team musste nicht nur sein Fachwissen und seine Ausbildung im Bereich Luxusgastronomie in das Land einbringen, sondern auch sein Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Diese Verpflichtung begann mit dem Standort der Lodge. Bisate bedeutet in Kinyarwanda „Stücke“ und bezieht sich auf die Lage der Lodge auf einem erodierten Vulkankegel, der von den Witterungseinflüssen zersplittert wird. Ihr Standort wurde sorgfältig außerhalb des Ackerlandes ausgewählt, damit die Lodge den Bauern in der Gegend keinen fruchtbaren Boden wegnimmt. Auch für die Gegend rund um die Lodge zeigt sich Wilderness Safaris verantwortlich und so sorgt man für die Wiederaufforstung des Gebiets, das unter unkontrollierter Landwirtschaft leidet, die in den Nationalpark und letztendlich in das Gorilla-Land eindringt. Im Rahmen dieser Bemühungen pflanzt Bisate jährlich mindestens 10.000 Bäume, hat bereits im ersten Jahr 20.000 gepflanzt. Man wünscht sich, dass der Volcanoes National Park dadurch expandiert und Bisate Lodge durch die Wiederaufforstungsbemühungen eines Tages möglicherweise innerhalb der Grenzen des Parks landen wird.

Während der Anfahrt ist von der Umgebung und der Lodge zunächst so gut wie gar nichts zu sehen, was an dem berühmten Nebel liegt. Die Fahrt hat schon etwas Mystisches, gelegentlich taucht ein Bauer oder eine Gruppe Frauen aus dem Nebel auf, sie tragen Werkzeuge, Wasser oder Holz nach Hause. Am Ende der Fahrt findet man sich am Fuße einer steilen Steintreppe die hinauf zur Glückseligkeit führt. Aber diese wird einem nicht geschenkt, denn man muss schon in relativ guter Verfassung sein, um die vielen Stufen, die aus unebenem Vulkanstein gebaut sind, zu überwinden. Schließlich erreicht man in einer Höhe von 2.600 Metern über dem Meeresspiegel etwas atemlos eine fantastische, noch mehr den Atem raubende Lodge. Sie besteht aus lediglich sechs identischen, rundlichen strohgedeckten Villen, die in ihrer Form an gigantische Hokkaido-Kürbisse mit Fenstern erinnern. Sie sind jeweils 91 Quadratmeter groß und auf unterschiedlicher Höhe im Hang angelegt. Mit Betreten einer Villa umfängt einen augenblicklich ein noch nie gefühlter Charme, eine schmeichelnde Nähe und Vertrautheit macht sich breit und man fühlt sich förmlich umarmt von einer der einzigartigsten und schönsten Lodges Afrikas. Entworfen wurde die Lodge von Garreth Kriel vom Architekturbüro Nicholas Plewman and Associates, der sich vom Königspalast in Nyanza inspirieren ließ. Neben den federführenden Designern Caline Williams-Wynn und Nilfah Adams von Artichoke wurde eine ganze Reihe zusätzlicher Experten herangezogen, von weiteren Architekten über zusätzliche Innenausstatter bis hin zum National Ethnographic Museum. Durch diese unvergleichliche Gemeinschaftsleistung entstand wiederum eine Lodge, wie sie nicht einmal im Entferntesten in ganz Ruanda zu finden ist. Im Inneren sind die Villen gewölbt, die Wände mit getrockneten gewebten Grasmatten bedeckt, genau wie in den ruandischen Häusern. Die Böden sind aus Holz die Türen zu den Balkonen bestehen aus schwarzem Stahl. Diese Materialkombination ist einzigartig und unterscheidet sich vom traditionellen Innendesign in anderen High-End-Safari-Lodges, in denen nur Holz und Stoff verwendet werden. Auch bei der Innenausstattung der Bisate Lodge haben Williams-Wynn und Adams eng mit der Designerin Teta Isibo zusammen gearbeitet, der Gründerin und Inhaberin der einheimischen Marke Inzuki Designs, die sich auf Schmuck, Accessoires und Innenausstattung spezialisiert hat. Laut Forbes gehörte sie 2017 zu den 30 vielversprechendsten Jungunternehmern Afrikas.

Also eine einzigartige Lodge für ein einzigartiges Erlebnis. Dieses beginnt früh am Morgen. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es die Stufen hinab, wo Besma bereits wartet und mich in ca. 30 Minuten zum Treffpunkt für alle Gorilla-Trekker in Kinigi fährt. Auf dem großen Gelände wuseln Trekking-Touristen aus aller Welt voller Vorfreude und Aufregung umher. Am Horizont durchbrechen die Gipfel der Vulkane langsam den milchigen Nebel über den Tälern und alle hoffen darauf, dass sich der Nebel zügig ganz verzieht, denn wie soll man in diesem Nebel überhaupt etwas erkennen. Die Ranger begutachten unauffällig ihre Kunden und teilen sie in Gruppen ein. Ich werde schon vorher gefragt, ob ich an einer längeren oder eher einer kürzeren Tour teilnehmen möchte. Wer etwa die Susa-Gruppe sehen möchte, muss sich auf einen anstrengenden Marsch einstellen. Der Weg zur Amahoro-Gruppe, die auch schon einige ‚unfitte‘ Prominente besucht haben, ist etwas weniger beschwerlich. Ich entscheide mich für den Mittelweg am ersten Tag. Während der ganzen Zuteilungszeremonie kann man exzellenten Cappuccino an der netten Coffee Bar schlürfen. Sind die Besucher (maximal acht Teilnehmer dürfen eine Familie besuchen) einer Gruppe zugeteilt, gibt es noch eine kurze Einführung über die jeweilige Gruppe und besondere Verhaltensregeln, dann geht es im Jeep für ein paar Kilometer zum Startpunkt für die jeweilige Gorilla-Familie. Dort verteilen die Ranger dicke Wanderstöcke, die Porter (Träger) übernehmen Rucksäcke und der Aufstieg beginnt.

 Zunächst geht es mitten durch weite Blumenfelder. Ruanderinnen arbeiten dort schon früh morgens mit ihren Spitzhacken. Manche tragen ihre Kinder auf dem Rücken, andere lassen sie auf dem Feld herumtoben. Hinter den Blumenfeldern beginnt der Nationalpark und nun macht sich eine gute Ausrüstung, wie feste Trekkingschuhe, lange stichfeste Hosen und Hemden bemerkbar. Der tropische Regenwald ist extrem dicht und es gibt jede Menge brennende oder stechende Pflanzen. Man stolpert über Wurzeln, duckt sich unter Astgabeln hinweg, rutscht über Steine und in tiefem Schlamm. Handschuhe sind ein „Muss“, um sich auf den teilweise steilen Hängen irgendwo festzuhalten und nicht abzurutschen. Und immer wieder müssen uns die Ranger mit ihren Macheten den Weg freischlagen. Aber alles wird von den Teilnehmern als Abenteuer und Spaß empfunden, denn hier in den Volcanoes geht die Tour nicht wirklich lange und plötzlich heißt es still sein, Rucksäcke und Wanderstöcke abstellen und rein ins noch dichtere Gebüsch. Denn die Gorillas halten sich selten direkt am Wegesrand auf. Was nun kommt ist schwer zu beschreiben, denn mein Text wäre nur wie eines der vielen Bilder, die es von den Gorillas gibt. Man weiß wie sie aussehen, kennt ihre Größe, hat auch viele Videos darüber gesehen, was Gorillas so machen. Doch die Ehrfurcht, die einen ergreift zusammen mit dem Adrenalinschub, der einsetzt, wenn man wenige Meter entfernt von einer der tiefschwarzen Gestalten steht, ist mit nichts zu vergleichen.

Bis zu fünf Meter lassen die Ranger Besucher an die Tiere heran. Doch die Gorillas wissen von dieser Regel nichts und es kann vorkommen, dass eines der Tiere näher herankommt oder sich ein Baby gar an das Bein eines der Besucher klammert oder, wie in meinen Fall, die Kamera untersuchen möchte. In diesem Fall imitiere ich den Gorillaton den die Ranger ständig ausstoßen. Gorilla-Sprache scheint einfach zu sein, wenn man dem Ranger glaubt: Ein Ton bedeutet „Alles in Ordnung“ und der andere „Ich fühle mich nicht wohl“. Letzteren muss ich mir glücklicherweise nicht merken. Eine Stunde hat man für das Abenteuer Zeit, die Menschenaffen beim Fressen, Spielen und Kuscheln zu beobachten. Momente, die man nie wieder vergessen wird. Die Gorillas ähneln den Menschen so verblüffend, mit dem Unterschied, dass sie eine so beeindruckende Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Schimpansen sind da komplett anders und treten mit einer ständigen Hektik, einem lauten Geschrei und täglichen Machtkämpfen untereinander auf, scheinen dabei doch die den Menschen ähnlichere Affengattung zu sein. Schließlich müssen wir uns verabschieden und den Rückweg antreten. Berauscht durch die Erlebnisse erscheint die Wanderung zurück deutlich weniger beschwerlich und ich freue mich auf einen Nachmittag in Bisate.

Ich kann nicht sagen was beim Gorilla-Trekking in Ruanda nun außergewöhnlicher ist als in Uganda. Vielleicht ist man beim zweiten Mal ruhiger und empfänglicher, vielleicht kann ich es mehr genießen weil es nicht so extrem anstrengend ist oder vielleicht weil es zwei Tage mit besonderen Gorilla-Erlebnissen sind. Am ersten Tag beobachte ich eine „nette“ Familie mit vielen aktiven Baby-Gorillas, die besonders gut zum Spielen aufgelegt sind. Am zweiten Tag ist es ein Silverback, der den anderen mehr als einmal zeigt, wer der Herr im Hause ist. Wie aus dem Nichts springt er dann auf und trommelt sich auf die Brust, was einen tiefen Ton erzeugt, der noch sprachloser macht, als dem Gorilla gegenüberzustehen. Alles in allem sprechen wir über ein extrem teures Abenteuer, denn sowohl Bisate als auch das Trekking selbst sind äußerst kostspielige Angelegenheiten. Aber auf dieser Welt kann man für großen Unsinn noch viel mehr Geld ausgeben, während es hier – sofern man es hat – bestens angelegt ist. Diese Ansicht teilen offenbar viele, Bisate ist weit im Voraus ausgebucht und das hat inzwischen auch andere Luxusanbieter angelockt. Nächstes Jahr möchte One& Only mit seiner Lodge fertig sein und dann soll es auch eine Lodge von Singita geben. Es wird sich zeigen ob auch die ihren Job so gut erledigen. Zu hoffen ist es auf jeden Fall.

 

Nyungwe National Park – The Only One

 Nach diesen Eindrücken brechen wir zum Nyungwe National Park im Südwesten Ruandas auf. Es ist eine äußerst kurzweilige Autofahrt durch das „Land der tausend Hügel“, die Landschaft hier ist traumhaft und der Weg führt uns lange Zeit entlang des Lake Kivu. Alles hier ist unglaublich schön, sehr fruchtbar und geprägt von einer gebirgigen Kulturlandschaft, die von den Ufern des 1.450 Meter hoch gelegenen Kivusees bis zu den höchsten Erhebungen im Nyungwe Wald auf 2.950 Meter reicht. Immer wieder halten wir an, genießen die faszinierende Aussicht in grüne Täler oder trinken Kaffee in einem der bunten Städtchen, bevor wir den noch unberührten Nyungwe Nationalpark erreichen. Ganz im Westen des Parks liegt unsere dritte Lodge und letzte Station auf dieser Reise. Es ist das ebenfalls noch junge Nyungwe House der One&Only Kette. Eigentlich findet man One&Only Hotels eher in Großstädten und Baderegionen, das Nyungwe House ist der erste Schritt in Richtung Safari-Lodge und natürlich in Ruanda. Und die Lage ist außergewöhnlich in der üppig grünen Weite von Gisakura, der berühmtesten und schönsten Teeplantage in Ruanda. Während der Woche können Dutzende von Pflückern bei der Ernte der Teeblätter beobachtet werden, wie sie ihre Körbe füllen. Die zahllosen gepflegten Reihen mit Teesträuchern der Plantage bilden einen tollen Kontrast zur wilden Landschaft des Nyungwe-Nationalparks direkt hinter dem Resort.

Die Fahrt zum Resort führt kilometerlang durch diese saftgrünen sanft hügeligen Teefelder und endet schließlich am höchsten Hügel, wo der Hauptpavillon der Lodge thront und ruandische Trommler alle Gäste mit rhythmischen Klängen begrüßen. Die Neugier lässt mich nicht gleich auf mein Zimmer verschwinden, sondern schnurstracks das Hauptgebäude begutachten. Über dunkle Steinböden geht es vorbei an afrikanischen Kunstwerken und verzierten Bambuswänden am Rezeptionsbereich zur Hauptlodge mit mehreren ultraschicken Sitzbereichen, dem Restaurant, einem Tagungsraum und dem Highlight der ganzen Lodge: eine riesige, gemütliche Außenterrasse mit mehreren Feuerstellen und Blick auf die umliegenden Teefelder. Die Architekten und Designer des Nyungwe House haben auch die Zeiten der Zeit erkannt und huldigen in ihrem Design des Resorts den Traditionen und der natürlichen Schönheit Ruandas. Der üppigen Vegetation und Tierwelt des Südwestens Ruandas wird durch die Architektur des Resorts Raum gegeben. Bodentiefe Fenster bilden die Bilderrahmen für die einmaligen Gemälde, welche die darin eingerahmte Landschaft hervorbringt. Infinity Pool und direkt an die Teeplantage angrenzende Terrassen holen die Umgebung förmlich in die Lodge, gewähren spektakuläre Aussicht auf die umliegenden sattgrünen Berge.

Nach einem ereignisreichen Schimpansen-Trekking heißen beleuchtete Kamine die Gäste willkommen, laden zum Entspannen ein. Diese Wohlfühl-Atmosphäre entsteht durch die klassischen ruandischen Farben Schwarz, Weiß und Rot, die sich im gesamten Lodge-Bereich finden und auch in verschiedenen Darstellungen der Imigongo Kunstform ihren Ausdruck finden. Die Bilder mit den typischen geometrischen Mustern prägen die Lodge auf dezente und doch eindrucksvolle Weise. Die 22 Gästezimmer und Suiten des Resorts verteilen sich auf sechs niedrige Pavillons, die sich harmonisch in die Natur zwischen Teeplantage und Dschungel einfügen. Der gemütliche Kaminofen ist nur eine der Annehmlichkeiten der Suiten, die mit edlen Holzoberflächen gestaltet sind und ein modernes Bad mit einer einladenden Badewanne bieten. Vom Balkon aus blickt man in die pure Schönheit des Dschungels und kann die Primatenarten des Waldes nicht selten nur wenige Meter vom Balkon entfernt beobachten.

In Nyungwe, einem der größten und besterhaltenen Gebirgsregenwälder der Welt, leben dreizehn Primatenarten und 310 Vogelarten. Es ist ein Regenwald, der jährlich um die 2.000 mm Niederschlag erhält und so Lebensraum für eine reiche Flora und Fauna bietet. Wälder mit so viel Niederschlag werden als Höhen- oder Nebelwälder bezeichnet. Mehr als 200 verschiedene Baumarten und viele hundert Arten an Farn- und Blütenpflanzen, darunter mehr als 100 Orchideenarten, kommen hier vor. Es ist ein einzigartiges Ökosystem und einer der am besten erhaltenen Berg-wälder in ganz Ostafrika. Und es ist die Heimat von mehr als 500 Schimpansen. Diese sind auch die Stars hier in Nyungwe. Schimpansen-Trekking ist deutlich günstiger als Gorilla-Trekking und die entsprechenden Permits sind auch nicht so schwierig zu erhalten. Das Schimpansen-Trekking beginnt sehr früh am Tag. Man muss zwischen 4 – 4:30 Uhr aufstehen. In den Monaten Juni bis August tragen die Feigenbäume des Parks Früchte, was diese Jahreszeit ideal zur Beobachtung macht, da die reifen Früchte die Schimpansen anlocken. Sie bauen sogar ihre Schlafnester in der Nähe des nächsten Frühstücksbaumes. Schimpansen sind nicht so einfach zu sehen wie Gorillas und auch wenn man ihnen schon sehr nahe ist, bewegen sie sich nicht – wie Gorillas – immer am Boden, sondern sind meistens sehr weit oben in den Baumkronen. Auch die faszinierende Ruhe fehlt den kleineren Kollegen und man hetzt den Schimpansen oft durchs Dickicht hinterher. Daher ist es häufig reine Glückssache, wie gut man am Ende die Kerle zu sehen bekommt, aber selbst wenn man auf der Wanderung keinen Schimpansen sehen sollten, ist es ein spannendes Erlebnis, den Spuren dieser wilden und wesentlich scheueren Tiere zu folgen und etwas über deren Verhalten und ihren Lebensraum zu lernen.

Eine besondere Attraktion hier ist auch der Canopy Walkway, den sich Naturliebhaber und Adrenalin-Junkies nicht entgehen lassen sollten. Die massive Hängebrücke befindet sich 50 Meter über dem Boden und ist 200 Meter  lang. Die Wanderung bietet atemberaubende Ausblicke auf den größten und ältesten afromontanen Wald Ostafrikas und die Möglichkeit, auf Augenhöhe Wildtiere zu beobachten, die in den Walddächern leben, aber vom Boden aus nicht leicht zu sehen sind, wie Affen und Vögel. Der Canopy Walkway ist über den Igishigishigi Trail erreichbar, einen der vielen Wanderwege im Nyungwe Forest National Park und beinhaltet daher das Wandern entlang des 2,1 km langen Igishigishigi-Pfades. Die geführte Tour beginnt in Uwinka und dauert bis zu zwei Stunden. Um ehrlich zu sein, mit Ausnahme dieser beiden Highlights habe ich in Nyungwe National Park nicht viel mehr unternommen, sondern in vollen Zügen die Lodge genossen. Und dazu gehört die schöne Poolanlage mit Infinity-Außenpool und Blick in diese einmalige Wildnis sowie das intime Wellnesscenter des Resorts. Das elegante Spa-Haus (mit zwei Behandlungsräumen), ein gut ausgestattetes Fitnessstudio und ein spirituelles Yoga-Deck sind perfekt für Körper, Geist&Seele. Was man so oft in Reisemagazinen liest, trifft hier tatsächlich zu und bildet den perfekten Abschluss für diese abenteuerliche Ruanda-Reise. Die Muskeln können nach dem Trekking einige Behandlungen gut gebrauchen, der Geist kann hier das Erlebte bestens verarbeiten und das Nyungwe House hat so etwas Mystisches und Inspirierendes, um noch jede Menge Energie und Kraft für den bald wieder bevorstehenden Alltag anzureichern.

Diese Ansicht teilen offensichtlich viele. Das neue One&Only Nyungwe House ist sehr gut besucht und ich habe abends mit den anderen Gästen beste Laune, bei exzellenter Küche das Erlebte auszutauschen. Neben unserer Schwärmerei für die Annehmlichkeiten des Resorts werden wir jedoch noch euphorischer – One&Only möge uns verzeihen – wenn wir von Ruanda sprechen: dem Land, den Wäldern, dem Nebel, den Gorillas, den Schimpansen, den Menschen und was diese daraus gemacht haben.

 

 

 

 

Fact sheets

 

Über Ruanda

 Ruanda grenzt im Norden an Uganda, im Osten an Tansania, im Süden an das in vielen Eigenschaften ähnliche Burundiund im Westen an die Demokratische Republik Kongo. Der Großteil Ruandas ist ein Hochland mit einer durchschnittlichen Seehöhe von 1500 Metern. Der gesamte Höhenbereich reicht von etwa 1000 Meter bis zum 4507 Meter hohen Karisimbi (Virunga-Vulkane im Norden). Hier verläuft von Nord nach Süd auf 3000–4000 Meter Höhe die Afrikanische Hauptwasserscheide zwischen den Quellgebieten des Weißen Nil und des Kongo. Den größten Teil von Ruandas Westgrenze bildet der Kiwusee, der zum System der ostafrikanischen Grabenbrüche gehört und daher sehr tief ist. Im Grenzgebiet zu Kongo und Uganda liegen die bis 4500 Meter hohen Virunga-Vulkane, auf denen in mittlerer Höhe die seltenen Berggorillas leben. Im Osten bilden die ausgedehnten Akagera-Sümpfe und eine lange Reihe von Seen eine natürliche Grenze zum heutigen Tansania. Von der ostafrikanischen Küste ist das Land 1200 Kilometer entfernt, dient aber wegen seines guten Straßennetzes dennoch als Transit für manche Exporte aus der Demokratischen Republik Kongo. Ruanda wird gern „Land der tausend Hügel“ genannt und hat in der Tat eine sehr hügeligeLandschaft, hauptsächlich im westlichen Teil des Landes.

 

Ein Land kämpft um seine Geschichte

Ruanda gilt als eine der größten Erfolgsgeschichten Afrikas – wirtschaftlich gesehen. Das Land ist klein, von der Fläche nicht mal so groß wie Brandenburg. Es liegt im Osten des Kontinents, eingeschlossen von großflächigen Staaten wie dem Kongo, Uganda und Tansania. „Das Land der tausend Hügel“ nennt man Ruanda auch. Auf diesen Hügeln wachsen Tee und Kaffee, die Ruanda exportiert, genauso wie seltene Metalle. Die Wirtschaft wächst seit Jahren nachhaltig um sechs bis sieben Prozent. Die Korruptionsrate ist niedrig, die Akademikerquote hoch. Und mehr als 60 Prozent der Parlaments-mitglieder sind Frauen. Vom Selbstversorger zur Dienstleistungsnation, von Gewalt und Armut zu Sicherheit und einem immer weiter steigenden Wohlstand. So lautet die Geschichte, die Ruandas Präsident Paul Kagame von seinem Land gerne erzählt. Sein Aufstieg ist eng mit dem Bürgerkrieg verbunden. Kagame war Anführer einer Rebellengruppe der Tutsi, der Rwandan Patriotic Front. Die Rebellenarmee nahm vor 25 Jahren nach Wochen blutiger Kämpfe die Hauptstadt Kigali ein und beendete so die Gewalt. Seit 2000 ist der heute 61-jährige Präsident – und hat es auch vor zu bleiben: Die Verfassung hat Kagame so umschreiben lassen, dass sie ihm rein theoretisch erlauben würde bis 2034 weiter zu regieren. Das letzte Wahlergebnis bescherte ihm 99 Prozent Zustimmung.

Dabei ist es nicht so lange her, dass der Name des Landes vor allem mit einem assoziiert wurde– einer Gewalt unvorstellbaren Ausmaßes. Am 6. April 1994, vor 25 Jahren, wurde der damalige ruandische Präsident Juvénal Habyarimana in einem Flugzeug abgeschossen. Bis heute ist ungeklärt, wer dafür verantwortlich war. In den Stunden darauf begann das Morden. Hutus, die Mehrheit der Bevölkerung, fiel über die Minderheit der Tutsis her. In nur hundert Tagen starben bis zu einer Millionen Menschen, Tutsis wie Hutus. Heute sind diese Bezeichnungen nahezu verpönt. „Wir sind alle Ruander, ein Volk“, sagen die Menschen auf der Straße. Anscheinend haben es die Menschen geschafft, ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Vor allem rund um den Jahrestag des Genozids finden im ganzen Land Versöhnungszeremonien statt und letztendlich profitiert mittlerweile auch der Tourismus davon. Bei einem Besuch in Ruandas Hauptstadt Kigali ist der Stopp am Genocide Memorial Pflicht. Das Memorial ist Museum und Massengrab zugleich. Unter den schwarzen Granitplatten im Garten haben mittlerweile mehr als 250.000 der Opfer eine würdevolle Ruhestätte gefunden. Und es kommen eine Millionen Urlauber jedes Jahr, um etwas über die Geschichte zu lernen und Ruandas Nebelwälder, Seen und Nationalparks zu besuchen. 

Neben den Gorillas sind die wohl bleibendsten Eindrücke, mit welcher unglaublichen Kraft und welcher positiven Aura viele in Ruanda "vergeben" und nach vorne blicken.

 

An-/Abreise

Am besten erreicht man Kigali mit KLM. Es geht über Amsterdam mit Ankunft gegen 18 Uhr und zurück wartet ein entspannter Nachtflug. Die Business Class von KLM hat ziemlich aufgerüstet und ist auf sehr hohem Niveau. Alternativ fliegt auch Turkish Airlines, aber mir persönlich ist ein kurzer und im Anschluss langer Flug lieber als zwei mittel-lange. Außerdem ist die Distanz von Istanbul nach Kigali nicht mehr so groß, so dass ein kleineres Flugzeug eingesetzt werden kann, wodurch wieder-um die Business Class sehr bescheiden ausfällt.

 

 Beste Reisezeit

Es gibt in Ruanda vier Jahreszeiten: Die kleine Trockenzeit von Mitte Dezember bis Ende Januar. Es folgt die große Regenzeit zwischen Februar und Mai, in der mehr als 40% der jährlichen Niederschläge fallen. Von Juni bis September dauert die große  Trockenzeit. Den Jahresabschluss bildet die kleine Regenzeit von Oktober bis Mitte Dezember, in der etwa ein Viertel der jährlichen Regenmenge vom Himmel kommt. Das beste Reisewetter für Ruanda ist während der trockenen Monate, also zwischen Dezember und Januar und zwischen Juni und Mitte September. Diese Monate haben nicht nur den Vorteil eines weitgehend regenfreien Urlaubs, zusätzlich ist in der Trockenzeit auch das Malariarisiko geringer. Nicht zuletzt bleiben während der Trockenzeit alle Straßen passierbar, was während der Regenzeit nicht immer gewährleistet ist.

 

Sicherheit

Ruanda würde ich persönlich als eines der sichersten Länder Afrikas bezeichnen egal ob am Flughafen, in Städten oder im Landesinneren. Das bezieht sich auch auf den Autoverkehr, denn der ist so zivilisiert wie bei uns und es ist sehr entspannt, sich von seinem Driver durchs Land fahren zu lassen.

 

 

 

Places

 

 

Virunga

Die Virunga-Vulkane im Norden stellen die höchsten Erhebungen dar. Ihnen schließen sich das Bergland von Buberuka und das vulkanische Gebiet im Nordwesten Ruandas an. Es ist durch feuchtkühles Klima mit zum Teil extremen Regenfällen gekennzeichnet. Die vulkanischen Aschen- und Schlackenböden sind sehr fruchtbar und werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Hier befindet sich ein Zentrum des Kartoffelanbaus von Ruanda. Allerdings versickern vor allem in der Lava-Ebene die Wasser sehr schnell und treten erst an ihrem Rand als Quellen wieder auf.

 

 

Ruanda WL2 11

 

 

Nyungwe

Bis Ende der 1990er Jahre gab es noch Regenwaldreste in Gishwati (Nord), Mukura (Zentrum) und Nyungwe (Süd). Gishwati und Mukura wurden zwecks Besiedlung vor allem von rückkehrenden Langzeitflüchtlingen nach 1994 nahezu vollständig zerstört. Der Nyungwe-Wald hingegen ist noch recht ausgedehnt. In allen tropischen Hochgebirgs-Nebelwäldern leben Kleinaffen (Koloben und andere), Klein-Antilopen, früher auch Waldelefanten und zahlreiche Vogel und Kleintierarten. Die Pflanzenvielfalt ist einzigartig und groß.

 

 

one only nyungwe house

 

Akagera

Die östliche und südöstliche Senke mit Höhenlagen zwischen 1000 und 1500 Meter erstreckt sich westlich der ausgedehnten Rückstausümpfe des Akageraflusses und zahlreicher Seen. Sie ist durch trockenheißes Klima, poröse Böden und Lateritkrusten sowie Buschsavanne geprägt. Klima, Böden und die starke Verbreitung der Tsetsefliegen machen diese Landschaft für Bodenbau und Viehzucht wenig geeignet. Es kommt immer wieder zu ausgedehnten Trockenzeiten, die in den besiedelten Teilen zu Hungersnöten führen. Die belgische Verwaltung richtete 1934 in dem dünn besiedelten Gebiet im Osten den Akagera-Nationalpark als Wildreservat ein. Südlich und westlich davon schlossen sich Jagdgebiete und Privatranchen an. Diese Jagdgebiete sowie Teile des Akagera-Parkes wurden nach Juli 1994 für rückkehrende (sog. Langzeit-)Flüchtlinge zur Besiedelung freigegeben. In den südöstlichen Teil, den Bugesera-Distrikt, waren seit Ende der 1950er Jahre zunächst Tutsi aus verschiedenen Landesteilen zwangsumgesiedelt worden, später kamen Hutu aus dem Norden des Landes hinzu.

 

 

Magashi Lodge WL2 12

 

 

 

Booking

 

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