Die abenteuerliche Reise zum Mittelpunkt Afrikas - Uganda

Die abenteuerliche Reise zum Mittelpunkt Afrikas - Uganda

Die abenteuerliche Reise zum Mittelpunkt Afrikas - Uganda

 

 

Zugegeben: Es gibt Reisen die mache ich nicht nur besonders gerne. Einige wenige – besonders Abenteuerreisen – sind zudem noch Jugendträume, deren Ursprünge in Filmen, Büchern oder Erzählungen meiner Jugend liegen und deren Verwirklichung auf meiner „Must do“-Liste ganz oben rangieren. Für alles im Leben gibt es eine Zeit und für einen dieser Träume war nun nach langem Warten die Zeit gekommen: Uganda – ein Besuch bei den Berggorillas. Da es nicht gerade eine Familienreise ist musste ich nur noch einen „besten“ Freund finden, der eine ähnliche „Must do“-Liste hat und dazu die nötige Zeit – kurzfristig. Also rief ich meinen Freund Ronny an und fragte ihn, ob er spontan Lust hätte, den Gorillas einen Besuch abzustatten. „Wann?“ fragte Ronny im trockenen Tiroler Akzent. Ich sagte: „In drei Wochen.“ „Bestens“ war seine Antwort und „Wo treffen wir die denn?“ - „Wir müssen nach UGANDA!“ erwiderte ich. Mein Freund – wie bereits erwähnt Österreicher – bemerkte nur noch: „Das ist doch mitten in Afrika... oder?

Es ist 16:00 und ich warte schon leicht nervös auf meinen Freund Ronny. Er wollte sich in München noch „kurz die richtige Ausrüstung“ für Safari & Tracking besorgen. „Wie soll das denn gehen?“ denke ich sofort als er mir von seinem Vorhaben erzählt, werde später aber noch eines Besseren belehrt. Seine kleine Verspätung von 10 Minuten erscheinen mir als Ewigkeit, aber nun geht es endlich los: Über Heathrow fliegen wir mit British Airways direkt nach Uganda. Kurz vor der Landung in Entebbe baut sich unter uns der in der Morgensonne golden gänzende Lake Victoria auf, dessen gewaltige Ausmasse einem Meer gleich kommen.

Als wir aus dem Flieger aussteigen werden wir gleich von den warmen, angenehmen Strahlen der Äquatorsonne gestreichelt und die ersten Glücksgefühle machen sich breit. Jetzt im September beginnt in Uganda die so genannte kleine Regenzeit, wobei den angenehmen Temperaturen relativ wenige kurze Regenschauer entgegenstehen. Am Ausgang wartet schon unser Begleiter für die nächsten zwei Wochen von Uganda Safaris auf uns. Sein Name ist Katempo. Nach einem kurzen „Kennenlernen“ und Frühstück geht es postwendend wieder zum Check-in denn unsere erste Station ist der Kidepo Valley National Park ganz im Norden von Uganda.

Hier werden die Vorstellungen von der weiten afrikanischen Landschaft, den sanften Hügeln der Savanne und dem ganz besonders warmen Licht Wirklichkeit. Kidepo Valley National Park ist der zweitgrößte Nationalpark in Uganda und ist eines der letzten wirklich unentdeckten Gebiete Afrikas. Wir landen nur ein paar Kilometer von der Lodge entfernt und unser Empfangskomitee vermittelt bereits erste Eindrücke von der unglaublichen Offenheit und Warmherzigkeit in ganz Uganda. Die wundervolle Apoka Lodge thront auf einer leichten Anhöhe, wobei die stilvollen und großzügig gestalteten Lodges im Halbkreis um das Haupthaus und den Pool angeordnet sind. Im Zentrum befindet sich ein Aussichtsturm mit zwei kuscheligen Sofas, von denen sich ein Blick wie in Jenseits von Afrika über die ganze Weite von Apoka bietet. Nach dem ersten Rundgang und einem leichten und erstklassigen Lunch zeigt sich Ronny hoch zufrieden und packt bestens gelaunt seine 24 Stunden alte Safari Ausrüstung aus: stichfeste Hosen, reißfeste Safari-Hemden, bisssichere Tracking- Stiefel, usw. Eine erstklassige Ausrüstung, die mich vor Neid erblassen lässt! Ich frage nur, ob er meint wir würden den Tempel des Todes suchen (Indiana Jones-Fans wissen was gemeint ist). „Die Verkäuferin hat mich beim Stichwort „Uganda“ gleich in die Profiabteilung geführt und ihre Argumente waren einfach überzeugend: stichfest, bissfest, resistent gegen Dornen und andere Eindringlinge...“. Es gibt sie also doch noch: gute Verkäufer, denke ich nur und wir – Indiana Jones und ich – machen uns auf den Weg zum abendlichen Gamedrive. Unser Guide Julius begrüßt uns mit einem breiten Grinsen an seinem offenen Toyota Land Cruiser. Als er hört woher wir kommen jubelt er gleich „Bayern München“ und betet die Namen aller Spieler herunter. Er ist absoluter Fußballfan und wünscht sich nichts mehr, als dass ein afrikanisches Land 2010 Weltmeister wird. Ronny ist leicht enttäuscht, da Julius bei all seinem „know who“ keinen österreichischen Spieler kennt, was ich ihm wiederum nicht verdenken kann.

Julius ist ein humorvoller Entertainer und professioneller Guide zugleich, die Gamedrives mit ihm sind immer eine große Freude und auch dann unterhaltsam, wenn mal eine Zeit lang nichts vor unsere Kamera läuft. Er kennt sein Gebiet auswendig und trotz des zu dieser Jahreszeit hohen Grases, welches das Spotting von Tieren nicht leicht macht, führt er uns immer wieder zu einmaligen Beobachtungen. Besonders in Erinnerung wird uns ein Bush-Walk am Morgen bleiben. Mit bewaffneter Begleitung streifen wir durch offenes Gelände und erfahren vieles über Pflanzen, Käfer, Spuren und über Uganda und seine Menschen. Nach ein paar Stunden sehen wir schon unseren Jeep auf einem Hügel in der Ferne, als das Handy von Julius klingelt (es gibt dort tatsächlich Empfang...). Sein Kollege am Jeep will uns warnen: Auf drei Uhr würde unter dem Baum ein Büffel stehen während sich auf neun Uhr im Gras ein paar Löwen sonnen würden. Wir schauen uns an und lachen. Wieder einer der Scherze unseres Entertainers - und so perfekt inszeniert.

Aber zu unserer Rechten taucht wirklich ein Büffel auf, der keine 100 Meter entfernt ist und zum Glück immer noch steht! An Fall Nummer zwei (neun Uhr) wage ich nicht zu denken, da setzt Ronny sein Fernglas (aus neun Uhr) ab und meint: „Kein Scherz, die liegen da wirklich.“ Die Neugier, wie viele „die“ wohl sind lässt auch mich durch das Fernglas schauen und die gute Nachricht ist, die sind mehr als 100 Meter und liegen auch noch... Wir flüstern uns nur leise zu und Julius meint: „Whatever you do, don’t run!“ Wir schweigen bis zum Jeep, während unser Entertainer sich vor Lachen kaum halten kann. Auch nach einigen Monaten empfindet Julius die Geschichte in seinen e-mails an mich immer noch als den „Brüller“. Wir lachen mittlerweile auch darüber und erinnern uns gerne an den Spaß, den wir in Apoka hatten – Danke Julius.

Ein wundervolles Abendessen in der Gartenanlage des Hotels stärkt uns für die bevorstehende lange Reise in Richtung Bwindi. Im südlichsten Teil Ugandas – ca. sechs Stunden Autofahrt von Kampala – erstreckt sich der Bwindi-Regenwald über die Flanken des Albert Rifts, dem nördlichsten Teil des ostafrikanischen Grabenbruchs. Das UNESCO Weltnaturerbe erstreckt sich von 1160 m bis 2607 m über Normalnull und wird uns bald zeigen, warum Berggorillas ihren Namen zu Recht tragen. Sechs Gorillafamilien (drei im Norden und jeweils eine im Westen, Süden und Osten des Nationalparks) dürfen pro Tag nur einmal von maximal acht Personen „besucht“ werden. Der reine Aufenthalt bei den Gorillas darf dabei nur exakt eine Stunde betragen, eine – Gott sei Dank - streng limitierte Angelegenheit also!

Als unser „Basislager“ haben wir die Clouds Gorilla Lodge gewählt, die im Westen Bwindis liegt. Obwohl nur 20 km Luftlinie von Buhoma entfernt, dem Zentrum für die meisten Lodges und Camps, müssen wir den ganzen Park umrunden, da der Nationalpark hier direkt bis an die Grenze des Kongo heran reicht und nur zu Fuß zu durchqueren ist. Mühselig lenkt Katempo unseren Jeep auf den engen Schotterpisten von Buhoma aus weitere drei Stunden auf und ab bis zur Lodge. Jedoch ist unser Weg mit unvergesslichen Eindrücken gespickt: Die saftigen Grüntöne der steilen Palmenterrassen, Bananenplantagen und exotischen Flora prägen das Bild der riesigen Berge und Täler, in denen die im Regenwald verstreute Bevölkerung bunte Farbtupfer bildet. Überall findet man kleine Hütten, teilweise abenteuerlich in die steilen Hänge gebaut und Kinder, Frauen und Männer winken uns von überall mit breitem Lächeln zu. Kurz vor der Dämmerung biegt Katempo in die Einfahrt der Clouds Lodge, wo man uns bereits erwartet und – wirklich außergewöhnlich – mit einer Finger- und Nackenmassage am Eingang „begrüßt“. Ich genieße es nach der langen Fahrt in vollen Zügen und bewundere das Mädchen, welches mit ihren 1,60 Metern Körpergröße unerbittlich versucht Ronnys Nacken zu bearbeiten, was durch Ronnys stattliche Körpergröße von zwei Metern etwas Belustigendes hat. In der Lodge prasselt bereits das Kaminfeuer und macht Laune auf einen Sundowner, bevor wir eines der acht Cottages beziehen, die aus Vulkangestein erbaut sind und von denen jedes mit Feuerstelle sowie einem gemütlichen Wohnzimmer ausgestattet ist. Der Blick von der Terrasse erstreckt sich über den botanischen Garten bis nach Rwanda und den Virungas und an klaren Tagen ist sogar die Spitze des Nyiragongo Vulkan im Kongo zu sehen. Wir bekommen sogar einen eigenen Butler zugewiesen mit dem klangvollen Namen „Desmond“. Dieser holt uns zum Dinner mit einer Petroleumlampe ab und er- geht sich auf dem Weg zum Haupthaus in einer ausführlichen Beschreibung des Abendmenüs. Vor dem Essen finden wir uns mit Katempo noch zum Briefing für den nächsten Tag ein, dem „Gorilla tracking“ der Nshongi Familie im südlichen Bwindi. 7.00 Uhr Abfahrt. 45 Minuten Fahrt. 8.00 Uhr Briefing des Uganda Wildlife Authority Guide. 8.30 Uhr Start. Festes Schuhwerk! Hosen in die Socken! Genügend Wasser! Alles klar... Desmond wird sich um alles kümmern, so dass wir unsere Gedanken sammeln können, um uns auf dieses besondere Erlebnis einzustellen. Wir schlafen in den himmlischen Betten hervorragend, sind aber doch – leicht aufgeregt – früh wach. Das Abenteuer beginnt.

Unsere Gruppe besteht nur aus sechs Personen. Zwei Pärchen aus Holland begleiten uns an diesem Tag, der ein besonders langer werden soll. Jeder nimmt sich für seinen Rucksack noch einen Porter, der sich riesig über seinen Tagesjob freut. Wir fahren noch einige Meter bis zu unserem Startplatz, von dem aus es sogleich steil bergan, vorbei an den letzten Hütten und singenden Kindern geht. Durch den Regen ist es sehr rutschig und für unsere niederländischen Freunde stellt diese Steigung bereits ein kleines Problem dar, aber die flinken Porter sind immer wie aus dem Nichts zur Stelle und helfen den Damen über jedes Hindernis. Wir überqueren kristallklare Bäche, durchstreifen exotische Flora auf fast schon künstlerisch modellierten Trackingpfaden. Die erste Nachricht der beiden Tracker, die vor uns ausgesandt wurden, um die Gorillas zu erspähen lautet: „They are moving“. Unser Guide weiß nicht genau wie er es uns beibringen soll, aber nach ein paar blumigen Sätzen wissen wir alle: Es wird nicht einfach.

Fast senkrecht geht es nach oben durch das Dickicht des Regenwaldes bis auf 2.600 Meter. Wären am Ende dieses grünen Tunnels nicht Gorillas in Aussicht, hätten die Holländerinnen bereits hier gemeutert. Wir kämpfen uns im wahrsten Sinne des Wortes nach oben, von einem Pfad zu sprechen wäre maßlos übertrieben und ich habe auch längst aufgehört mir über den Untergrund Gedanken zu machen, auf dem ich laufefester Boden ist es auf jeden Fall nicht. Mein Porter trägt unbeeindruckt meinen Rucksack mit kompletter Fotoausrüstung wie eine Gazelle nach oben und wird für mich immer mehr zum wichtigsten Menschen an diesem Tag. Doch dann: Ein schwarzer Riese durchstreift etwa 100 Meter neben mir den Wald hinab zu einem Bach. Dort tummeln sich bereits mehrere Mitglieder seiner Familie, trinken, sitzen in gemütlich niedergetretenen „Lounges“ oder streifen auf der Suche nach Essbarem umher. Sämtliche Größen sind vertreten, vom gerade ein paar Monate alten Gorillababy, bis zum gewaltigen Silverback. Wir nähern uns unter der Regie unseres Guides immer mehr, manchmal sogar bis auf einige Meter. Die Gorillas sind davon kaum beeindruckt und folgen unbeirrt ihrem Tagesgeschäft. Wo auch immer ich mich zum beobachten und fotografieren befinde ist keine flache normale Stelle und besonders mit großem Objektiv wird es meistens zum Balanceakt auf Ästen, Steinen, Büschen oder Ronnys Füßen. Gerade als ich mich an einem Baum gut postiert habe, kracht es gewaltig hinter mir und noch bevor ich mich richtig umdrehen kann streift „ein schwarzer Koloss“ förmlich an mir vorbei. Es ist der Silverback, der sich demonstrativ am Abhang vor mich setzt und sich gemütlich am Kopf kratzt. Würde ich meine Hand ausstrecken, so könnte ich die seine gewissermaßen zur Begrüßung schütteln. In diesem Augenblick scheint mir jedoch ein fester Stand im Hang oberhalb dieses Giganten weitaus wichtiger, wollte ich nicht auf seinen Schultern landen. Als jedoch durch dessen relaxte Ausstrahlung mein Puls langsam wieder nach unten geht, kann ich fantastische Aufnahmen machen und brauche fast ein Weitwinkel-Objektiv, um meinen „Freund“ komplett einzufangen.

Auch jede noch so ausführliche Beschreibung wird diese Once in a lifetime experience nicht in Worte fassen können und wir sind uns alle einig: Es ist alle Mühen wert. Und diese beginnen wieder mit dem Rückweg nach einer Stunde, die viel zu schnell vorbei ist. Der Rückweg ist anders, ebenfalls wunderschön und ebenfalls anstrengend. Gegen Ende fragen die Holländer dann beinahe im Minutentakt: „How far is it?“ worauf unser Guide auch immer eine nette aufmunternde Antwort weiß – selbst wenn dadurch aus einer Stunde nicht eine halbe wird. Am Ende schaffen wir es alle, nach 7,5 Stunden – dank unserer Porter! Auf der Rückfahrt sind wir immer noch am Verarbeiten des Erlebten, denken aber auch schon an den nächsten Tag, da steht nämlich wieder „Gorilla tracking“ auf dem Plan. Wir sind uns einig, dass die beste Vorbereitung dafür nur eine Ganzkörpermassage sein kann und buchen diese bei Desmond sofort nach der Ankunft. Mitten im tropischen Garten steht der SPA Pavillon, in dem ein wohliges Feuer brennt. Ganze 90 Minuten werden wir durchgeknetet und die Ruhe des Waldes wird nur vom Knistern der Flammen und von den Schreien meines österreichischen Freundes durchdrungen, dessen Masseurin entweder Stahlfinger hat oder ein Tiroler doch Schmerzen kennt...

Als Ergebnis sind wir jedenfalls am nächsten Morgen wieder fit zu unseren schwarzen Freunden gestartet. Diesmal geht es zur Nkuringo Familie, der Startpunkt liegt direkt vor der Lodge. Nicht minder begeisternd ist dieses zweite Tracking, das diesmal aber nicht ganz so lange dauert.

Für viele Touristen bildet „Gorilla Tracking" den Hauptinhalt ihrer Ugandareise. Dies ist jedoch ein großer Fehler, den wir nicht begehen wollen und wir machen uns daher auf, den „Rest“ Ugandas ebenfalls zu entdecken. Unsere Reise führt uns nördlich in den Queen Elizabeth Nationalpark, wo wir uns für das Ishasha Camp an der südlichen Spitze des Nationalparks entscheiden. Der Grund für unsere Wahl sind die Löwen hier, welche an heißen Tagen in den nur hier wachsenden Feigenbäumen anzutreffen sind. Katempo kennt das Gebiet in und auswendig und fährt mit uns zwei Tage lang quer durch den ganzen Park. Als wir fast schon aufgeben wollen, entdecken wir schließlich doch noch eine sich vor der Sonne schützende Löwin hoch oben auf einer Astgabel. Dieser Anblick wird jedoch gleich darauf noch von dem einer Löwenmutter übertroffen, die ihr Junges im Maul trägt, um es vor uns im Gebüsch zu verstecken. Hochstimmung kommt auf, die wir anschließend am Lagerfeuer im Camp mit ugandischem Bier (Nil) feiern. Das Camp ist nicht luxuriös, vermittelt jedoch gerade dadurch das Gefühl absoluter Authentizität und das Frühstück und Abendessen direkt am Fluss gehören für uns zu den Highlights unserer Reise.

Gespannt machen wir uns auf zur nächsten Station, dem Kibale Nationalpark, dessen Besonderheit seine immense Artenvielfalt ist, die sich nicht nur in der Existenz von 13 verschiedenen Primatenarten zeigt. Eine große Zahl von Schimpansen lebt in den Wäldern und hat hier ihr letztes Rückzugsgebiet in Uganda gefunden. Diese würden, so dachten wir, nur noch auf uns warten. Zuerst beziehen wir unser Lager in der Natali Lodge, die zwar 30 Minuten von der Tracking Station entfernt ist, die jedoch auch jede dieser Minuten mehr als wert ist. Am Krater eines Vulkansees gelegen ist diese Lodge genauso einmalig, wie ihr Besitzer. Obre ist ein trinkfester und unterhaltsamer Gastgeber in seiner stilvollen und gemütlichen Lodge. Das romantische Dinner mit viel Kerzenlicht wird mit einem Aperitif – serviert von Butler Joseph – einge- leitet, bevor die außergewöhnliche Küche dem Gaumen schmeichelt und viele lustige Geschichten den Abend auch mal später ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen sind die Beine nach dem guten Wein etwas schwer, aber was kann uns in dem flachen Kibale Forest schon erschrecken, nachdem wir die Steilhänge zu den Berggorillas bezwungen haben. Die kleineren, lustigen, scheinbar immer lächelnden Schimpansen sind es nicht, es ist vielmehr ihre atemberaubende Geschwindigkeit. Sind die Gorillas eher von Gemütlichkeit geprägt, so rasen die Schimpansen wie Kanonenkugeln die Bäume rauf, runter, rauf, runter... Man kann sich bereits glücklich schätzen, wenn man die Waldkobolde am Boden überhaupt kurz zu sehen bekommt. Haben sie einen Baum mit ausreichend Futter gefunden, dann blickt man senkrecht nach oben in die hohen Wipfel der Bäume, wo diese sympathischen Primaten genussvoll schmatzen und Grimassen schneiden. Ziehen sie dann wieder weiter, so folgen wir ihnen so schnell es geht durch den extrem dicht bewachsenen Wald, des Öfteren auf allen Vieren, was für Ronny (zur Erinnerung, er ist 2 Meter groß) manchmal unlösbar scheint. Aber irgendwie kommt er doch immer wieder durch – mit stichfester Hose, reißfestem Hemd und bissfesten Schuhen. Wir hatten jede Menge Spaß, wenn auch nicht ganz so viel wie die Schimpansen, die uns zwar geärgert haben, uns dafür aber auch richtig ans Herz gewachsen sind: Einfach gut drauf!

Wir räumen das Feld für andere Opfer und machen uns auf den Weg nach Semliki. Der Semliki National Park liegt am nördlichen Fuße des Ruwenzori-Gebirges und umfasst einen Ausläufer des Ituri-Regenwaldes, der sonst hauptsächlich in der Demokratischen Republik Kongo liegt und erstreckt sich bis zum Albertsee. Deshalb kommen dort für das Kongobecken typische Vogelarten vor, die einzigartig in Uganda sind. Die Semliki Lodge ist die einzige Lodge im Toro-Semliki Wildlife Reservat und besteht aus sieben Zelten und einem Bungalow mit wundervollem Strohdach. Jedes Zelt hat ein eigenes Badezimmer und eine zauberhafte Veranda. Die vielfältige Umgebung der Lodge bietet natürlich auch vielfältige Ausflugsmöglichkeiten. Auch hier ist Schimpansen-Tracking möglich, wenn auch die Kameraden in dieser Gegend noch nicht an die Tracker gewöhnt sind und ein Sighting sehr schwierig ist. Aber dafür ist bereits das Tracking in dem leicht hügeligen Gelände für sich allein genommen als Erlebnis nicht zu toppen. Die reiche, zum Teil endemische Vogelwelt, erlebt man per Jeep entlang des Flusses oder mit dem Boot auf dem Albertsee. Der Schuhschnabel (wer ihn sieht weiß warum er diesen Namen trägt) ist einer der seltensten Vögel überhaupt und manche „Birder“ fahren alleine wegen ihm an den Albertsee.

Nun geht es mit einer kleinen Cessna vom Airstrip der Lodge auf unsere letzte Route über den Albertsee, entlang des Nils über die Murchison Wasserfälle...mitten hinein in den Murchison Falls National Park, die größte geschützte Einzelfläche des Landes. Die Savanne (Grasland) im Norden des Parks bevölkern typische Arten wie Löwen, afrikanische Büffel, Elefanten, Uganda-Kobs (eine in Uganda verbreitete Antilopenart) und als Besonderheit die seltene Rothschild-Giraffe. Im Süden findet sich hauptsächlich Trockenwald. Namensgebend für den Park ist der Murchison-Wasserfall. Dort stürzt der Viktoria-Nil, der zum Weißen Nil gehört, in imposanter Weise mit 43 m Fallhöhe über eine Stufe, nachdem er sich durch eine Engstelle des Ostafrikanischen Grabens gezwängt hat. Wir entscheiden uns hier ganz für die Bootstouren auf dem Nil. Besonderheit sind die vielen, nicht gerade kleinen Nilkrokodile, die zahlreichen Nilpferde und unendlich vielen Vögel entlang der Ufer. Morgens machen wir es uns auf dem kleinen Boot bequem und steuern mit Katempo und Bootsführer Richtung Wasserfälle. Gleich fallen uns die Schaumkronen (wie in einem Schaumbad) auf, die ein Chemiewerk vermuten lassen. Katempo erklärt uns, diese stammten von dem engen, quirlartigen Wasserfall. Fast nicht zu glauben, aber wahr. Am Fuße der Wasserfälle (sehr nah) steigen wir aus und klettern hoch bis zur Plattform der tosenden Murchinson Falls. Beeindruckend, wie sich der gewaltige Nil durch ein derartiges Nadelöhr zwängen muss. Auf der Rückfahrt beginnt die Sonne ihre Kraft zu zeigen und die Schaumkronen sind wie durch Magie plötzlich verschwunden und der Nil zeigt sich wieder als ein „normaler“ Fluss.

Am Nachmittag geht es in die andere Richtung, bis hin zum Albertsee, wo wir einer riesigen Elefantenherde beim täglichen Bad begegnen. Unser Bootsführer fährt unerschütterlich auf die Dickhäuter zu, die nicht gerade über den Besuch erfreut sind und das auch deutlich zeigen. Als er dann noch den Motor abstellt haben wir uns nur angesehen und insgeheim gehofft der Außenborder springt beim ersten Zug wieder an. Als einer der Elefanten sich vor uns richtig aufstellt und wütend mit Rüssel und Beinen vorerst „nur“ mit Wasser spritzt ist auch unserem Bootsführer endlich nach Rückzug. Nun ist jedoch der Außenborder anderer Meinung. Aus dem Boot steigen kommt nicht in Frage (Nilkrokodile), also müssen wir einige Sekunden (für uns eine Ewigkeit) unserem grauen Gegenüber in die Augen blicken, bis das Geräusch der Motorschraube uns endlich erlöst – wieder um ein Abenteuer reicher. Auf dem Nachhauseweg unserer letzten Safari überfällt uns ein kurzer Regenschauer, als wolle er unsere Tränen vor dem Abschied verbergen. Und als die Sonne wieder die Macht übernimmt, spannt sich ein mächtiger Regenbogen über dem Nil auf und verabschiedet uns mit einem Feuerwerk der Eigenschaften Ugandas, die uns die ganze Zeit begleitet haben: Natur pur und Freundschaft die verbindet!