Von Madrid in den Himmel...
..de Madrid al cielo...
… feiern die Madrilenen ihre Stadt. Aber meinen sie den Velázquez-Himmel oder etwa doch den Tapas-Himmel? Für beides gäbe es gute Gruünde.
Er ist von einem unsagbar tiefen Blau, der Himmel uüber Madrid, eben Velázquez-Blau. Keiner hat den Himmel, den kein Wölkchen, kein Cirrusstreifen trübt, so unnachahmlich auf die Leinwand gebannt, wie der große Maler der Renaissance, dessen Werk man im Prado bewundern kann. Die spanische Hauptstadt liegt auf knapp 700 Metern, ist die am höchsten gelegene Metropole Europas; im Nordwesten sorgen die Berge der Sierra de Guadarrama für klare trockene Luft. Aber vielleicht meinen sie doch den Tapas-Himmel? Diese spezielle Art des Häppchen-Essens, die so viel mehr ist, als Ausgehen oder Essengehen. Tapas, das ist ein soziales Ereignis. Bringt Madrilenen jedes Alters, jeder sozialen Schicht raus auf die Straße, in die Bars, die Tavernen, die Restaurants. Jeden Abend beginnt sie die Marcha. Ganz Madrid scheint auf den Beinen zu sein. Nachts um vier sind die Straßen genauso voll wie am Nachmittag. Lebensfreude pur in den Straßen, auf den Plätzen, den Terrassen. Jeder der dabei ist, gehört dazu. Madrid, das sind die großen Prachtstraßen, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen, um die frische Luft aus den Bergen in die Stadt strömen zu lassen. Der Paseo del Prado, der Paseo de Recoletos. Natürlich die Gran Vía mit ihren fein ziselierten Belle Epoque-Fassaden, an deren Beginn das Metropolis-Gebäude das Madrid-Bild schlechthin liefert. Das königliche noble Madrid mit dem monumentalen Königspalast genau wie das schräge hippe Szeneviertel Malasaña mit seinen kreativen Läden und Bars. Abends bietet das Barrio Chueca, wo die Gay Community zu Hause ist, ein aufregendes Nachtleben, auf der Calle Hortaleza aber auch schöne Interiorund Blumenläden. Das elegante Salamanca mit seinen Nobelläden oder La Latina, das momentan stark im Kommen ist. Auf der Kunstmeile finden sich gleich drei Museen von absolutem Weltrang. Neben der dort gezeigten etablierten Kunst, bekam die zeitgenössische Kunstszene einen aufregenden inspirierenden Ort. Im Süden der Stadt wurde der frühere Schlachthof Matadero zu einem exzeptionellen Kunstund Kulturzentrum umgebaut. Die Plaza Cibeles mit dem strahlend weißen, vielfach geschmückten Bau mit Türmchen, kitschig wie ein Sahnetörtchen, das früher das Postamt, heute Rathaus und Ausstellungsräume beherbergt und vor dessen Fassade ein Banner spannt mit der Aufschrift „Refugees welcome“, Symbol für das weltoffene Madrid. Am anderen Ende der Achse findet sich der Atocha Bahnhof mit seinem tropischen Garten im Innern, den hunderte Schildkröten bewohnen, auf dessen Vorplatz ein Mahnmal an die Opfer der Anschläge von 2004 erinnert. Trotz seiner rund 3,2 Millionen Einwohner ist die Innenstadt überschaubar, macht es Madrid seinen Besuchern leicht. Umarmt sie, heißt sie willkommen. Eintauchen, sich treiben lassen, loslaufen. Fast alle Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar. Und dann öffnet sich ein Platz. Im Schatten von Bäumen stehen Tische. Man setzt sich hin, ist vielleicht im quirligen Latina auf der Plaza de la Paja gelandet, wo es im blau gestrichenen Delic köstliche Kuchen gibt. Und nie ist es weit zu einem Park, einer grünen Oase. Dem großartigen Retiro Park oder dem stilleren Botanischen Garten. Am besten man macht es wie die Madrilenen, packt einen Picknickkorb, sucht sich ein Plätzchen auf der Wiese, um in den Velázquez-blauen Himmel zu schauen. Ganz Madrid scheint auf den Beinen zu sein. Nachts um vier sind die Straßen genauso voll wie am Nachmittag.