Rom

 

Auf immer und ewig und immer wieder

Mit den Zeugnissen seiner 2.700 Jahre alten Geschichte steht Rom ohnehin konkurrenzlos da. Seit dem gründlichen Facelifting zur Jahrtausendwende zeigt sich die Ewige Stadt lebendiger den je, ist mit Avantgarde-Architektur, hippen Restaurants und Shops im 21. Jahrhundert angekommen.

Alles in Rom atmet Geschichte. Auf Schritt und Tritt begegnen einem die Zeugen von 2.700 glanzvollen Jahren seit der legendären Gründung durch Romulus und Remus. Jeder Stein, jedes Fragment, sogar die gusseisernen Kanaldeckel mit ihrer Inschrift S.P.Q.R. (Senat und römisches Volk) erzählen eine eigene Story – von Aufstieg, Macht und Niedergang. Die Fülle an Kunstschätzen aus Antike, Renaissance und Barock könnte einen vor Ehrfurcht erstarren lassen, wäre da nicht die selbstverständliche Lässigkeit, mit der die Römer mit ihrem reichen kulturellen Erbe leben. Rom ist ein Freilichtmuseum, aber ein unglaublich lebendiges. Plätze, Treppen und Brunnen sind beliebte Treffpunkte, ersetzen am Abend oft genug die Bar.

Der Coolnessfaktor der Ewigen Stadt war lange eher unterentwickelt. Das hat sich mit dem Sanierungsprogramm zur Jahrtausendwende gründlich geändert. Im Zuge der Restaurierung der weltberühmten Monumente bekam auch die lange vernachlässigte moderne Architektur eine Chance. Brandneu und aufsehenerregend ist Zaha Hadids MAXXI, das Nationalmuseum für Kunst des 21. Jahrhunderts im Stadtteil Flaminio.

Neuerdings zieht es junge Kreative an den Tiber. Mit ihnen eröffneten stylische Shops, coole Bars und Restaurants. Auf der Suche nach dem italienischen Äquivalent zu den Sushi-Bars erfand ein Römer die Mozzarella-Bar – und soviel ist sicher: Nirgendwo schmecken die weichen weißen Käsekugeln köstlicher als im Obikà. Eine ehemalige KFZ-Werkstatt in Trastevere wurde zum Treffpunkt des hippen Rom. Ein schwedisches Model lädt in ihr Salotto, also in ihr Wohnzimmer ein, eine angesagte Lounge an der stimmungsvollen Piazza di Pietra. Freunde machten ihre Libreria del Cinema in einer hübschen Seitenstraße zu einer wahren Fundgrube für Cineasten.

Und nein – das ist schon ein Running Gag – der U-Bahn-Bau ist noch immer nicht über die zwei Linien hinaus gekommen, von denen böse Zungen behaupten, sie starteten im Nirgendwo und kämen genau dort wieder an. Der Autoverkehr ist immer noch chaotisch, die flitzenden Vespas und das ständige Hupen gehören nach wie vor zum römischen Alltag. Gute Gelegenheit, sich ein wenig in l’arte di arrangiarsi, der Kunst des Arrangierens zu üben, die Römer bis zur Perfektion beherrschen.

Ohnehin kann man am besten in das römische Lebensgefühl eintauchen, wenn man die Stadt zu Fuß entdeckt. Man lässt sich durch die engen Gassen des Centro Storico treiben, bewundert die Patina der ockerfarbenen Fassaden, späht in einen Innenhof mit plätscherndem Brunnen, wenn sich unversehens ein Tor öffnet. Gelangt so fast automatisch zu den großen Rom-Klassikern, der Spanischen Treppe, dem Pantheon, der Fontana di Trevi, dem langgestreckten Oval der Piazza Navona mit dem prachtvollen Bernini-Brunnen, vielleicht der schönste Platz Roms. Schaut dort den Straßenkünstlern zu, die die Piazza Navona spätestens ab Mittag zu ihrer Bühne machen und immer ein dankbares Publikum finden. Trinkt im Caffè della Pace einen Cappuccino, um elegante Römerinnen dabei zu bewundern, wie sie in High-Heels mit schlafwandlerischer Sicherheit über das Kopfsteinpflaster stöckeln und dabei bella figura machen, was nun mal oberste Priorität bei allen echten Römern hat, gleich welchen Geschlechts.